Tablet und Touchscreen statt Tafel und Tinte
Albert-Schweitzer-Schule führt Tablet-Computer ein/ Jahrgänge 7 und 11 arbeiten schon jetzt im Unterricht und zu Hause mit iPads
‚Laptop und Lederhose‘ lautete das bekannte Erfolgsmodell in Bayern. Modernität und geliebte Tradition! Lederhosen werden an der Albert-Schweitzer-Schule eher weniger getragen. Und dennoch verknüpft die ASS die bis ins Jahr 1525 zurückreichende Geschichte dieser Schule nun ganz bewusst mit dem Digitalzeitalter. ‚Tablet und Touchscreen‘ lautet hier das Motto. Und wird sogar in Jeans gelebt. Die Schülerinnen und Schüler, die hier so eifrig lernen und schreiben, bringen mit ihren Stiften nichts mehr zu Papier, sondern schreiben auf Computerbildschirme.
Seit Anfang November nämlich nutzen die Jahrgänge 7 und 11 iPads im Unterricht. Zum Hintergrund: Mit dem Schuljahr 2021/22 wagt die Albert-Schweitzer-Schule einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung und führt Tablets verpflichtend in den Unterrichtsalltag ein. Was schon bald Normalität im Gymnasium sein soll, wird zunächst von zwei Jahrgängen, dem Jahrgang 7 und dem Jahrgang 11, seit den Herbstferien in den Unterrichtsalltag eingeführt: Das Lernen mit Tablets, in diesem Fall iPads. Der Countdown für diesen Tag X – oder Tag D für Digitalisierung – hatte schon im letzten Schuljahr begonnen. Gleich drei Arbeitsgruppen der Schule, die ‚AG Technik‘, die ‚AG organisatorische und methodische Implementation in den Jahrgang 7 und 11′ sowie die ‚AG Fortbildung‘ hatten auf dieses besondere Schuljahr und den Beginn des iPad-Unterrichts nach den Herbstferien hingearbeitet. So galt es unter anderem, das passende Tablet in Abstimmung mit allen Beteiligten, also Lehrerschaft, Elternschaft und Schülerschaft, zu finden, die Tablets für Schüler und Lehrer zu beschaffen, diese mit der gewünschten Software einrichten zu lassen und Überlegungen zur Art des Einsatzes in der Schule und zu Hause anzustellen.
Was kann man sich darunter vorstellen? Nun, Ordner und Mappen füllen jetzt nicht mehr gewichtig die Schultaschen, und schon bald müssen auch keine schweren Schulbücher mehr zur Schule geschleppt werden: All dies befindet sich auf den schmalen Tablet-Computern. Allzu viele Kopien, mühsame Vervielfältigungen von Unterrichtserzeugnissen auf Plakaten und Folien oder das Organisieren von Laptop und Beamer für PowerPoint-Präsentationen gehören dann der Vergangenheit an. Stattdessen können Schüler wie auch Lehrer dazu nun iPads nutzen, die bei Bedarf leichterhand mit in den Räumen installierten Beamern verbunden werden. Ganz praktisch kann man Präsentationsprogramme oder Schreib- und Rechenprogramme bis hin zu grafischen Darstellungen und Filmschneideprogrammen nutzen, Recherchen im Internet betreiben oder im Rahmen des europäischen digitalen Unterrichtsprojekts eTwinning per Videokonferenzen Kontakte zu anderen Schulen in Europa aufnehmen. Ja, selbst das Klassenbuch wird nicht mehr vom Klassenbuchdienst in den Raum gebracht, sondern befindet sich digital auf den Lehrertablets.
Mit Technik allein ist es aber nicht getan – auf den Kopf über dem Bildschirm kommt es an. In diesem Fall die Lehrerschaft und die Schüler. Und da galt es zunächst, die Lehrer mitzunehmen. Noch vor Schuljahresbeginn übten die Lehrerinnen und Lehrer der ASS im Rahmen schulinterner Lehrerfortbildungen den Umgang mit iPads, lernten verschiedene Anwendungen wie das Schreibprogramm ‚GoodNotes‘, das Präsentationsprogramm ‚Keynotes‘ , Rechenanwendungen wie ‚Numbers‘ oder die Filmerstellungsanwendung ‚iMovie‘ kennen, probierten Feinheiten der Programme, eine digitale Klassenverwaltung und Kniffe für den Unterricht in einer weiteren schulinternen Fortbildung noch vor den Herbstferien aus und bilden sich zudem laufend auf Veranstaltungen von externen Anbietern fort.
Studiendirektorin Birte Hembus ist sehr erfreut über das Engagement des ASS-Kollegiums: „Im Zuge der Einführung der iPads haben sich sehr viele Kolleginnen und Kollegen über das normale Maß hinaus bei der Vorbereitung und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für die Schülerschaft und die Lehrerschaft eingebracht. Was ich besonders beeindruckend fand, war, dass nicht nur technikversierte und mit Tablets gut vertraute Kolleginnen und Kollegen, sondern auch zunächst vorsichtige und absolute Neulinge auf diesem Gebiet bereit waren, Projekttage bei den Schülern zu begleiten. Am Ende des Tages hatte jeder etwas dazugelernt.“
Und das gilt auch für die Schüler. Die Jahrgänge 7 und 11 kamen nämlich in den Genuss von Tablet-Projekttagen. Auf diesen erfuhren sie Wissenswertes über den Umgang mit den iPads. Dazu gehörte, wie man Ordner und digitale Mappen anlegt, wie man Daten sichert und natürlich, wie man mit den Anwendungen und Programmen arbeitet. Ganz besonders wichtig war dabei die Schreibanwendung ‚GoodNotes‘. „Bei der GoodNotes-Schulung haben wir anhand einer konkreten Aufgabe, nämlich dem Erstellen eines persönlichen Planners, alle Funktionen der App kennengelernt und angewendet. Als Ergebnis entstanden sehr kreative und individuelle digitale Hausaufgabenhefte,” berichtet Frau Hembus. Und ergänzt: „Am zweiten Tag sollten die Schüler Präsentationen zu einem alltäglichen Gegenstand mit dem Präsentationsprogramm Keynotes erstellen. Dabei haben sie die Funktionen der App ausprobiert und wir alle konnten uns an interessanten und lustigen Präsentationen über die Nudel, das Brot, den Stuhl, den Bleistift, das Fahrrad oder die Toilette erfreuen.”
Tablet und Touchscreen – ein mögliches Erfolgsmodell wie ehedem Laptop und Lederhose in Bayern? Hören wir die Schüler an!
„Die Schultasche ist nicht mehr so schwer“, jubelt Taha aus der 7b, und Jane aus der gleichen Klasse ergänzt: „Man hat alles dabei und kann nichts mehr vergessen.“
Kara, ebenfalls 7b, gefällt das iPad-Lernen: „Ich finde, dass es den Unterricht interessanter und lebendiger macht.“ Ihr Klassenkamerad Jannes stimmt ihr zu:
„Langweilige Sachen, wie Führung eines Hausaufgabenheftes und Erstellen eines Inhaltsverzeichnisses, werden interessanter, wenn man sie selbst digital erstellen kann.“ An den Projekttagen hat ihm gefallen, dass der Lehrer nicht nur die ganze Zeit erzählt habe und die Schüler zugehört hätten, „sondern dass wir auch schon einiges wussten und dies dem Lehrer erklären konnten.“ „Man hat spielerisch neue Funktionen kennengelernt, an die man so gar nicht gedacht hätte“, zieht Jane aus den Projekttagen ihr persönliches Fazit.
Es kann also losgehen – nicht mit Laptop und Lederhose, sondern mit Tablet und Touchscreen! Wer unbedingt will, kann dazu aber auch Tracht tragen.
Vh