Vokalensemble Sjaella singt mit ASS-Chor in Martinskirche

Mit dem aktuellen Programm „Origins“ setzt das Ensemble Sjaella erstmals eine komplett von eigenen Impulsen ausgehende Konzertidee um, bei der es um Zyklen geht. In der Coronazeit wurde den Künstlerinnen bewusst, dass gewohnte Wege nicht mehr beschritten werden konnten, so kam es im Lockdown zu einer kreativen musikalischen Auseinandersetzung des Ensembles mit Kreisläufen, die zuvor als selbstverständlich erlebt wurden.

Das Ensemble hat einen festen Platz in der universellen Chormusikszene und inspiriert Musiker bereits seit Jahren zu eigens für Sjaella komponierten Werken wie hier in „Origins“ das von Minmal-Music geprägte Anfangsstück „evening morning day“ von David Lang. Zusätzlich wurden auch Barocksätze neu- und umarrangiert wie die aus Purcells Oper “The Fairy Queen” zum Jahreszeitenzyklus.

Musik und Texte des Abends waren entsprechend der Thematik oft philosophisch- nachdenklich und nach innen gewandt, sphärische Klänge bestimmten den Höreindruck. 

Als bewegter, choreographierter Gegenpart begann der 2. Teil nach der Pause mit dem Stück „Hypophysis“, das den weiblichen Zyklus humorvoll und mit Augenzwinkern thematisiert. Hier hätte mancher Hörer sich vermutlich eine deutschsprachige Version gewünscht – aufgrund der zunehmend internationalen Ausrichtung des Ensembles wurde jedoch das gesamte Origins-Programm englischsprachig konzipiert.

Es war eindrucksvoll, wie das Ensemble im Konzert den Raum und die Akustik der Nienburger St. Martinskirche einbezog. So entstand ein besonders starker Moment, als die Sängerinnen einzeln durch die Reihen gingen und den Raum mit ihren Solostimmen füllten, um sich schließlich im hinteren Bereich der Kirche im Kreis zusammenzufinden und den Chorsatz gemeinsam zu beenden.

In Erinnerung bleiben wird den beinahe 180 Zuhörern der gut besuchten Martinskirche ein Konzert mit wirklich traumhaft schönem Gesang! Intonationsreinheit und eine nahezu perfekte musikalische Abstimmung der bereits seit Kinderchortagen bestehenden Gruppe mit der so besonderen Frauenstimmenbesetzung trugen zum ganz eigenen, homogenen Ensembleklang bei. Der dezente, aber detailliert ausgearbeitete Vortrag sowie eindrucksvoll- sympathische Moderationen ergänzten die Performance.  Und es waren die ganz individuellen Stimmen und musikalischen Persönlichkeiten der jungen Musikerinnen, die sich mal zurückgenommen äußerst zart, dann wieder zu erstaunlich kraftvollem Gesamtklang verbanden, aber auch solistisch beeindruckten.

Ausgangspunkt für das Konzert in Nienburg war wiederum ein Coronaprojekt vom Chor der Albert- Schweitzer- Schule. Chorleiterin Antje Falldorf- Podehl hatte im Juni 2020 Kontakt mit dem Ensemble aufgenommen und konnte es für die Idee begeistern, durch eine künstlerische Kooperation besonders begabte und motivierte Sängerinnen des ASS-Chores in der Coronazeit fürs Weitersingen zu motivieren, sich vielleicht gesanglich sogar weiterzuentwickeln.  Das Ensemble Sjaella erstellte dann Tutorials und Videos zu dem 4-6-stimmigen Chorsatz „Ave Generosa“ von Ola Gjeilo.  Mit den schönen Sjaella- Stimmen konnten die Sängerinnen des ASS- Mädchenchorprojektes im Lockdown zuhause unabhängig proben, eine Zoom- Probe mit den Sjaella-Sängerinnen war ein weiteres Corona-Highlight!

Ziel war ein Workshop irgendwann nach Corona. Mehrfach verschoben konnte nun am 8.7. 2022 vormittags der Workshop mit den gut 20 ASS- Sängerinnen stattfinden, in dem es um Atem und Resonanz, aber durchaus experimentell auch um Wahrnehmung und musikalisches Miteinander in der Gruppe ging. All dieses wurde später in der eigentlichen Chorprobe zusammenführt. Highlight war dann das gemeinsame Singen des geübten Chorsatzes „Ave Generosa“ in der Martinskirche abends als „Konzert- Opener“.   Nicht nur die anwesenden Familien waren berührt und beeindruckt von dem schönen Chorklang.

Möglich wurde das vom Nienburger Theater organisierte Konzert des gefragten Ensembles Sjaella, das direkt von einem Festival in Izmir/Türkei kommend über Nienburg dann am Freitag in Österreich gastieren wird, durch die Sparkassenstiftung. Besonderer Dank gilt Jörg Meier vom Theater, der Nienburger Wirker- Stiftung, die das Schulchorprojekt sehr großzügig unterstützte sowie Pastorin Schmid-Waßmuth für die Unterstützung der Veranstaltungen durch die Gemeinde St. Martin, welche Kirche und weitere Räume zur Verfügung stellte.

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