Vielstimmig, vierhändig, doppel-saitig: einzigartig!!!
Musik- und Kulturabend der Albert-Schweitzer-Schule begeistert Zuschauer im vollbesetzten Giebelsaal/Junge Musiker und Sänger präsentieren Stücke von Klassik bis Rock
Fanfaren im Giebelsaal der Albert-Schweitzer-Schule! Nein, nicht der Hochadel aus Britannien, auch nicht der Papst aus dem Vatikan hält Einzug im prunkvollen Saal. Es ist ‚Hochkultur‘, die an diesem Abend im Giebelsaal ihren Platz einnimmt, angestimmt von jungen Musikern und Sängern aus Nienburg! Anlass ist nicht das Namensjubiläum der Albert-Schweitzer-Schule – das wird erst im Juni gefeiert. Es ist auch nicht das 500-jährige Bestehen der Schule – das wird erst 2025 zelebriert. Vielmehr ist es der traditionsreiche und immer erfrischende Musik- und Kulturabend des Gymnasiums, der an diesem Mittwoch, dem 28.02.2024, mit Ron Mallorys >Celebration Fanfare< des Handglockenensembles der ASS seinen verheißungsvollen Auftakt feiert. Auf das Publikum, das die Sitzreihen bis ganz hinten im Saal füllte, wartete ein abwechslungs-reiches Programm, das den Zuhörern ein Wechselbad der Töne und Emotionen bescherte – von gefühlvollen Stücken, die Gänsehaut verursachten, bis zu Darbietungen, die das geneigte Publikum zum anerkennenden Schmunzeln trieb.
Im Kern zeigte sich das bereits beim Handglockenensemble unter der Leitung von Dr. Diemut Eickhoff: Die jungen Musiker des Ensembles weckten mit den neuen, ungewöhnlichen Instrumenten gleich „A million dreams“ – nämlich von Benj Pasek und Justin Paul, arrangiert wiederum von Ron Mallory. Dass diese Instrumente aber auch gefahrvoll klingende Töne anschlagen können, wurde dem Publikum mit einem Medley zum „Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber, arrangiert von Douglas E. Wagner, demonstriert. Glücklicherweise bestehen die Sitzreihen im Giebelsaal aus Qualitätsstühlen: Keiner davon gab dem Druck nach, als sich so mancher Zuhörer vor Anspannung gegen die Lehne presste!
Zeit für sanfte, gefühlvolle Töne. Man kann nicht sagen, dass Karlotta Schmidt und Victoria Elli aus dem 7. Jahrgang ihre Klavierstücke einfach einmal so eben mit links erledigten. Vierhändig musste es schon sein, sei es das Scherzo op. 149,6 Allegro, „Melodische Übungsstücke“ von Antonio Diabelli, Kunstvolles aus sechs kurzen Tanzstücken, Tanz op. 41 Nr. 4 Moderato von Alec Rowley oder „Clown Vivace D-Dur“ von Ede Poldini. Beachtlich, wie sicher und gefühlvoll diese beiden Siebtklässlerinnen ihren Bühnenauftritt absolvierten. Wer sich davon überzeugen möchte: Auf der Homepage der Schule (www.ass-nienburg.de) ist ein Video des Auftritts von Karlotta und Victoria zu sehen. Beide scheinen übrigens Multitalente zu sein – später hatten sie noch einen höchst unterhaltsamen Auftritt bei einem Balladenvortrag, ach, was, einer Balladendarstellung von Annette von Droste-Hülshoffs >Der Knabe im Moor<, zusammen mit den höchst spielfreudigen Schulkameradinnen Arietta Wilkening und Jillian Wolf unter der Intendanz von Deutschlehrerin Melanie Brosch.
Klarinetten und Saxofon gefällig? Kein Problem für Leoni Walezki, Yuna LeLan und Neele Wieneke aus dem Jahrgang 6. Begleitet von Musiklehrerin Christina Hinzmann-Suckel, interpretierten sie AntonínDvořáks „Aus der neuen Welt“, spielten herzerfrischend „Yankee Doodle“ und angemessen übermütig „Careless love“.
Übrigens: So ein Musik- und Kulturabend ist kein Selbstläufer. Dankenswerterweise wurden Künstler und Zuschauer von drei Vollprofis durch den Abend geleitet. Wen hat man nicht alles schon im Fernsehen durch Shows und Musiksendungen führen sehen! Nicht wenige darunter waren Schwätzer, verkrampft um Witzig- und Jugendlichkeit bemühte Moderatorendarsteller oder die immer gleichen sprücheklopfenden und phrasendreschenden sogenannten Allzweckwaffen, die in sinnlosen Quizshows, albernen Ratesendungen oder müden Musikkarussells bleischwer die Quote deckelten. Die Moderatoren an diesem Abend, an diesem Ort hingegen machten vor, dass es anders geht. Ihnen sei ein üppiger verbaler Blumenstrauß gegönnt: Hut ab vor Luise Püschel, Frida-Lotte Beck und Colja Busch! Witzig, charmant, geistreich und vor allem sympathisch-natürlich moderierten sie durch den Abend. Immer wieder führten sie mit gekonnten Überleitungen, nicht selten voller gewitzter Wortspiele, von einem Beitrag zum nächsten. Und das war nicht einfach, denn bisweilen dauerten Umbauten länger, waren technische Überraschungen wie vorübergehend ausfallende Mikrophone zu meistern, das schmunzelnde Publikum in die Show mit einzubeziehen und extrem schwierige Titel anzukündigen wie bei Lena Schlegels (Kl. 9d) und Nora Munks (Kl. 10d) wundervoller vierhändiger Klavierdarbietung „Nuit d´été“ von Louis Andriessen – Kommentar der Moderation: „Ach, Franzosen eben!“ Lampenfieber? Offenbar das einzige Wort, das diese Wortakrobaten nicht kannten!
Mit einer Scherzfrage wurde dann auch der nächste Auftritt angekündigt: „Was ist die Lieblingsgitarre eines Rockmusikers? Die nächste Gitarre!“ Während einige über den Scherz lächelten, mag mancher das als Warnung aufgefasst haben: Würden nun Gitarren auf der Bühne zerschlagen, Einrichtungsgegenstände verwüstet, wie man das über das ungute Zusammentreffen mancher Rockmusiker auf Hotelzimmer schon gehört hatte? War da nicht beim letzten Musik- und Kulturabend dieser Schlagzeuger gewesen, dessen denkwürdige Instrumentenbehandlung sich förmlich ins Gedächtnis eingehämmert hatte?
Auftritt von Mischa und, nun neu dabei, Joscha Brodowski, Klasse 6 und 5. Gitarrenduo. E-Gitarren. Keine Sorge – die Instrumente blieben heil. Dafür performten beide so abgeklärt Freddie Kings Blues-Stück „Hide away“, als hätten sie schon 80 Jahre Bühnenerfahrung auf der Gitarrensaite. Da saß jeder Griff, jeder Ton, jede Gestik – nur die sogenannten Gettofäuste am Schluss verfehlten einander. Aber selbst das sah schon wieder extrem lässig aus. Fazit: Nach B.B. King, Albert King und eben dem dritten Blues-King Freddie King mag mancher bereits vorsichtig Mischa King und Joscha King geistig hinzufügen. Zu besichtigen auf www.ass-nienburg.de!
Lob an die Regie, und damit Fr. Hinzmann-Suckel: Mit humorvollen Kurzwerbeclips (Jahrgang 8, Leitung Fr. Hinzmann-Suckel), Astor Piazzollas Stück „Oblivion“ (souverän: Anna Schütz, Jg. 11, am Saxophon; Tobias Jentsch, Jg. 12, am Cello, begleitet am Klavier von Musiklehrerin Elisabeth Vogels), dessen „Libertango“ (anspruchsvoll: Leistungskurs Musik; Klavier, Belleplates, Violine, Klarinette, Flöte, Violincello, Leitung: Fr. Vogels) und zwei weiteren, absoluten Highlights – Lea Öhlschlägers traumhafter Klavierdarbietung von Chopins „Fantaisie Impromptu“ und dem unter die Haut gehenden Sologesangsauftritt von Katie Kay mit „Part of your World“ (zu genießen auf www.ass-nienburg.de!) – stimmte einfach die Mischung. Und ganz sicher die Qualität! Immer wieder musste man sich in Erinnerung rufen: Eigentlich ist das doch ’nur‘ ein Schulmusikabend. Um sich dann zu kneifen. Aber schon ging es wieder in neue Höhen, mit „Astronaut“ (Gesang, Cajon, Gitarre, dargeboten von der Bläser AG unter der Leitung von Fr. Vogels, dem ASS-Chor unter der Leitung von Antje Falldorf-Podehl, Hanna Groeger und Katie Kay (Gesang), Malina Andermann, Jan Knudsen, Alina Alvermann (Background-Chor) sowie Tobias Jentsch (Gitarre)).
Der Schlusspunkt war dann ein Ausrufezeichen: Die Bläser AG (Leitung: Fr. Vogels) gab den Zuhörern gleich vier Stücke mit auf den Weg nach Hause: „The force awakens”, ,,Cantina Band”, ,,Feeling Good” und ,,Call me maybe”! Kurzum: Ein Abend, der ganz sicher nachhallt!
Vh