Theater im Distanzlernens: Vorhang auf an der ASS!

An der Albert-Schweitzer-Schule wird regulär das Fach Darstellendes Spiel unterrichtet/ Lehrer und Schüler zeigen, wie das in Pandemie-Zeiten funktioniert

Sätze für die Ewigkeit gibt es selten. Der irische Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor Oscar Wilde bemerkte einmal: „Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein.“ Bemessen an ihrem Wahrheitsgehalt, sind Worte kaum je tiefer in den Granit alle Zeiten überdauernden Felses gemeißelt worden. Denn die gewohnten Bühnen stehen leer – Theaterbühnen, Opernhäuser, Schauspielhäuser, Orchestergräben, und so auch die Bühne ihrer Schule, der Albert-Schweitzer-Schule, für die Schülerinnen und Schüler der Kurse ‚Darstellendes Spiel’. Dieser Treffpunkt von Kunst und Leben hat es schwer in Zeiten des Abstandhaltens, in Zeiten der Pandemie. Was das für das Theater, die Kunst, bedeutet, kann man nur erahnen. Andreas Busch, Lehrer für Darstellendes Spiel, fasst es so zusammen: „Darstellendes Spiel ist ein besonderes Fach, das von Interaktion lebt, von der Kommunikation auf der Bühne, in Szenen und mit einem Publikum. Szenisch steht in vielen Fällen der Konflikt zwischen Figuren im Mittelpunkt – aber Figuren treffen sich zurzeit nicht in der ASS – denn es ist Lockdown, bzw. für Schulen „Szenario C“.

Dem großenen Engagement und einer großen Portion Kreativität von Schülern und Lehrkräften der Kurse Darstellendes Spiel an der ASS ist es jedoch zu verdanken, dass Schauspiel und Theater in den Herzen der Darsteller lebendig bleiben – und hoffentlich bald auch wieder ein Publikum finden. Darstellendes Spiel wird, wie die anderen Unterrichtsfächer auch, an der Albert-Schweitzer-Schule weiter unterrichtet – im Homeschooling, oder: Distanzlernen. Anders ausgedrückt: Die Bühne ist jetzt das heimische Zimmer, in dem sich viele der schauspielbegeisterten ASSler im distanzenüberwindenden Zusammenspiel mit ihren Lehrkräften die Freude am Theaterspiel bewahren. Und dabei haben Kostüme und Atem- wie Sprechübungen eine wichtige Rolle.

Zum Hintergrund: Die Schülerinnen und Schüler des elften Jahrgangs belegen einen Grundlagenkurs im Fach Darstellendes Spiel, um dann später in der sogenannten Qualifikationsphase (Jahrgang 12 und 13) dieses Fach auch für ihr Abitur belegen zu können. In der Einführungsphase (Jahrgang 11) werden die Grundlagen für theatrale und szenische Betätigung gelegt – die Ausdrucksfähigkeit trainiert, das Zusammenspiel im Ensemble geübt, schauspielerische Techniken und Trainings durchgeführt und ganz besonders das Aufnehmen und das Geben von spielerischen und szenischen Impulsen intensiv geübt. All dies erfordert eine körperliche Anwesenheit, das direkte Reagieren auf das Gegenüber und das beständige Feedback durch die Reaktionen der Zusehenden.

Wie soll das in Pandemiezeiten funktionieren? Da gilt es, sinnvolle, herausfordernde und spannende szenische Aufgaben für den Heimunterricht zu erdenken und zu hoffen, dass die Schülerinnen und Schüler sich mit der gleichen Begeisterung darauf stürzen wie im Präsenzunterricht. Nicht immer ist das so einfach, aber in vielen Fällen zeigen die jungen Darsteller große Bereitschaft und Einfallsreichtum und setzen Vorgaben kreativ um. Beispielsweise gehört zum verpflichtenden Kanon der Inhalte die Kenntnis und Anwendung von Atem- und Sprechübungen. Das Internet bietet da eine Unzahl von Beispielen, aber es reicht in diesem Fall nicht, sich ,einfach ein paar YouTube-Videos reinzuziehen’, sondern die Schülerinnen und Schüler mussten selbst eine Atem- oder Sprechübung gestalten und dann ein eigenes Erklärvideo davon erstellen. An anderer Stelle waren Kostüme zu erschaffen und ihre Auswirkung auf den Körper szenisch zu testen und auf Video festzuhalten. Zu wieder einem anderen Zeitpunkt sollten Bühnenräume außerhalb von klassischen Bühnen erobert und bespielt werden – auch diese Ergebnisse wurden selbstverständlich auf Video festgehalten.

So versucht die ASS auch in einem für das Distanzlernen eigentlich ungeeigneten Fach wie Darstellendes Spiel das Beste aus der Situation zu machen. Denn eines ist ja klar: Darsteller brauchen eigentlich eine richtige Bühne für ihr Spiel, nicht nur die Kamera am PC oder Smartphone. Mehr noch: Es fehlt schon der direkte Umgang mit der Gruppe, den Mitschülern, von denen man sich inspirieren lassen könnte, wie die Schülerinnen Kalina und Tjorven bedauern. Und dennoch: Durch das Anfertigen von Kostümen, dem Erproben von deren Wirkung in szenischer Umsetzung und durch unterschiedlichste Atem- und Sprechübungen gelang es, den Reiz des Schauspiels und Theaters spürbar zu machen: ,,Es ist spannend, dass man sich komplett auf sich selbst verlassen muss“, betont etwa Helene, und auch wenn sie ihre Akteure im Kurs vermisst, stellt Tjorven für Darstellendes Spiel im ‘Homeschooling’ fest: „Der Unterricht ist schön abwechslungsreich.“

Die im Distanzunterricht entstandenen Aufnahmen zeugen von einer großen Lust der Schülerinnen und Schüler am Spiel, an der Kunst, selbst an der kleinsten Rolle. „In einer kleinen Rolle muß man ein großer Künstler sein, um gesehen zu werden“, sagte der schwedische Schriftsteller August Strindberg einen anderen Satz für die Ewigkeit. Geben wir ihnen hiermit schon einmal ein Publikum!

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