The girl who has everything begeistert bei Jugend musiziert
Ein Interview mit Katie Kay über ihren Auftritt bei Jugend musiziert, Tricks gegen das Lampenfieber und die Bedeutung von Musik im Leben.
Katie Kay (Jg. 13) hat in jüngster Vergangenheit mit musikalischen Darbietungen für reichlich Aufmerksamkeit gesorgt – und das in einer Zeit, in der die meisten im Jahrgang 13 wohl eher schon die anstehenden Abiturprüfungen in den Blick nehmen. Einmal bei unserem ‚Musik- und Kulturabend‘, vor allem aber beim Musikwettbewerb ‚Jugend musiziert‘ überzeugte sie mit ihrem Beitrag im Musikgenre ‚Musical‘. Anlass für uns, ihre Stimme auch einmal für ein Interview zu gewinnen.
Vh: „Look at this stuff, isn‘t it neat? Wouldn‘t you think my collection’s complete? Wouldn‘t you think I‘m the girl, the girl who has everything?“ – so heißt es zu Beginn deines Auftritts auf dem Musik- und Kulturabend an der Albert-Schweitzer-Schule. Sicher einer der Höhepunkte des Abends. Der Auftritt ist deiner Darbietung beim 61. Wettbewerb von Jugend musiziert entnommen.
Und wenn es im Lied heißt ‚Das Mädchen, das alles hat‘, dann stellen wir fest: Das Mädchen auf der Bühne hat ganz gewiss: Stimme und auch darstellerische Ausdrucksstärke! Kompliment! Was dürfen wir noch über dich erfahren? Kannst du dich etwas vorstellen?
Mein Name ist Katie Kay, ich gehe in den 13. Jahrgang und befinde mich zurzeit in meiner Abiturvorbereitung. Mir stehen Prüfungen in Kunst, Englisch, Mathe, Deutsch und Geschichte bevor, was die Vielfalt an Interessen in meiner Freizeit widerspiegelt. Aber insgesamt bin ich sehr kreativ unterwegs, da ich gerne zeichne, schreibe und musiziere.
Du hast am 27. Januar am Regionalwettbewerb von Jugend musiziert teilgenommen. Frau Falldorf-Podehl, deine Musiklehrerin, schreibt, rückblickend auf die sehr intensive Vorbereitung an der ASS auf den Wettbewerb, über dich:
„Katie ist sehr gewachsen an dieser für das gesamte Team vielschichtigen Herausforderung“, nämlich dem in der höchsten Altersklasse hohem Wettbewerbs-niveau von ‚Jugend musiziert‘. Sie führt aus: „Sehr schön war zu beobachten, wie sie sich künstlerisch enorm weiterentwickelte.“ Kannst du uns schildern, wie es überhaupt zu deiner Teilnahme gekommen ist? Du wurdest im Oktober 2023 von Fr. Falldorf-Podehl angesprochen. Wie ist sie auf dich aufmerksam geworden? Und wie ging es dann weiter?
Ich bin schon lange Teil des Chores unserer Schule und habe auch häufig bei Frau Falldorf-Podehl Solostimmbildung gemacht. Dabei hat sie mich auch gefragt, was für Lieder ich persönlich höre und welche sich möglicherweise als Solo-Lieder eignen würden, worunter auch einige Musical- Lieder waren. Darüber hinaus hatte eine ehemalige Schülerin, Sophie Gutschmann, zuvor auch mit der Hilfe von Frau Falldorf-Podehl an >Jugend musiziert< in der gleichen Kategorie teilgenommen. Wegen meines Interesses und natürlich, weil die Anmeldungsfrist auch bald war, kam sie auf die Idee, mich zu fragen.
Inwiefern wurdest du von deiner Schule unterstützt? Sicher gibt es da, neben dem Unterrichtsfach Musik, auch Bereiche wie Solostimmbildung, Tanzchoreografie, Gesangsbildung.
Definitiv! Am meisten geholfen haben mir Frau Falldorf-Podehl und Herr Busch, die mich beide auch zum Wettbewerb begleitet haben. Mit Frau Falldorf-Podehl habe ich hauptsächlich die Lieder geprobt – also Aussprache, Stellung der Stimme, Lautstärke, Ausdruck und nicht zuletzt auch das Durchhaltevermögen, während Herr Busch mich beim Schauspielerischen unterstützt hat. Mit ihm habe ich den Text entwickelt und gelernt, mich mehr in den Charakter hineinzufühlen.
Darüber hinaus habe ich kurzzeitig bei der Choreografie für den Tanz etwas Hilfe von Frau Vogt bekommen. Da ich bis dahin so gut wie gar keine Tanzerfahrung hatte, waren die Ansätze, die sie mir gegeben hat, wirklich hilfreich und erleuchtend, auch wenn sie mir aus persönlichen Gründen nur kurzeitig unter die Arme greifen konnte.
Was reizte dich an dem Projekt, dass du dich dann im November zur Anmeldung zum Wettbewerb entschlossen hast?
Der erste Gedanke, der mir kam, als Frau Falldorf-Podehl mir die Teilnahme angeboten hat, war: “Warum nicht?”. Dieser Gedanke hat sich seitdem bei mir in allen Aspekten meines Lebens auch sehr verfestigt.
Natürlich mochte ich Musicals von vornherein sehr gerne, aber ganz davon abgesehen wurde mir dann klar, dass ich so eine Möglichkeit einfach ergreifen musste. Bis dahin hatte ich mich in meiner Schullaufbahn häufig gefragt, was denn wohl aus mir werde, bin aber vieles sehr passiv angegangen und habe nie über meine Grenzen hinausgedacht. Die Teilnahme an >Jugend musiziert< war also mein wahrhaftiger, Wake-up-Call‘, wodurch ich zum ersten Mal mein Leben richtig in die Hand genommen habe.
Die Teilnahme in dieser Kategorie ist an Anforderungen geknüpft. So heißt es bei >Jugend musiziert<: „Die Teilnehmer sollen mindestens drei Songs aus stilistisch unterschiedlichen Bühnen-Stücken präsentieren. Alle Songs sollen darstellerisch interpretiert werden. Die Performance kann in Form einer zusammenhängenden Geschichte präsentiert werden und kann unter ein Motto gestellt werden. Es müssen nicht nur sängerische, sondern auch tänzerische und schauspielerische Qualitäten gezeigt werden.“ Wie hast du zu deiner Auswahl gefunden?
Das Ganze fing mit dem Lied “Freeze Your Brain” von Heathers: The Musical an. Es ist ein wundervolles Lied, das Humor und auch herzzerreißende Emotion zeigt. Am ausschlaggebendsten war für uns aber im Endeffekt der ‚Slushy‘ (bezieht sich auf ein halbgefrorenes Trinkeis, das, schnell mit dem Strohhalm eingesogen, Kopf und Hirn einzufrieren scheint, Anm. d. Verf.), mit dessen ‚Brain Freeze‘ der Sänger seinen Emotionen entkommt. Darauf haben wir alles aufgebaut. Wir haben quasi gleichzeitig die Geschichte erstellt und die restlichen Lieder gesucht, damit diese auch übereinstimmen.
Zur Auswahl gehörte aber ebenso eine gute Bandbreite von Liedern, die zum Teil auch vorgegeben waren, wie Sie es schon erwähnt haben. Deswegen haben wir zwei Lieder, die eher einer Ballade ähneln, „Distant Melody” von Peter Pan: The Musical und „Wer Liebt Mich?” von Oliver! The Musical. Das zweite von den beiden ist außerdem ziemlich traurig und emotional geladen, weswegen danach das Lied „Popular” von Wicked: The Musical folgt, welches das komplette Gegenteil ist. Es ist fröhlich, energiegeladen und ich verkörpere sogar einen neuen, peppigeren Charakter, damit das Publikum kurz aufatmen kann. Und nicht zuletzt kommt dann als Höhepunkt der Aufführung natürlich „Freeze Your Brain”.
Was ist hier wichtig beim Zusammenspiel von Melodie, Gesang, Sprechen, Tanzen, gegebenenfalls Akrobatik?
Was ich als am wichtigsten empfand, war, dass man sich wirklich in die Charaktere hineinfühlt. Bei der Aufführung geht es darum, dem Publikum einen Einblick in das Leben des Charakters, den man spielt, zu geben, und daher ist es wichtig, dass es wirklich realistisch erscheint. Ich habe gesungen, als hätte ich das erlebt, was der Charakter erlebt hat, und ich habe mich auch so bewegt, wie es die Charaktere getan hätten. Genauso war es auch beim Sprechen und Tanzen.
Zur Darbietung gehört auch ein gesprochener Text. Dieser kann der Literatur entstammen, aber auch selbst formuliert sein. Wie ist es zu deinem gekommen?
Wie schon erwähnt war dabei die Basis der ‚Brain Freeze‘, der dazu dient, den Gefühlen zu entkommen. Um diesen Aspekt haben wir einen Charakter entwickelt, der mit seinem Leben unzufrieden war. Rein technisch gesehen haben wir am Anfang auch bei der Auswahl der Lieder viel Brainstorming gemacht, woraus Herr Busch dann eine Dramaturgie für mich entwickelt hat. An dieser haben wir dann nach und nach immer mehr gefeilt, bis es unserer Vision entsprochen hat.
Kannst du uns schildern, welche ‚Geschichte‘ in deiner Darbietung geschildert wird?
Die endgültige Zusammensetzung „Du… fehlst“ handelt von einem Mädchen (namens Jenny), dessen Mutter gestorben und die generell ein Außenseiter ist, da sie ständig umzieht (siehe „Freeze Your Brain“). Jenny kämpft also mit der Trauer um den Tod ihrer Mutter und der Einsamkeit.
Ein anderes Mädchen, Veronica, versucht ihr zu helfen, indem sie ihr ein Makeover und einen Pep-Talk (d.h. eine Motivationsrede; Anm. des Verf.) gibt (erkennbar in „Popular“). Das funktioniert aber leider nicht, da ihre Probleme sehr viel tiefgründiger sind, und Jenny kehrt zu ihrer bevorzugten Bewältigungsstrategie zurück: Dem Brainfreeze durch den Slushy. Dadurch hat sie die Möglichkeit, ihren Emotionen mittels „Betäubung“ zu entgehen („Suck on that straw / Get lost in the pain / Happiness comes / When everything numbs / Who needs cocaine?“ aus „Freeze Your Brain“). Das Ganze hat ein offenes Ende, wenn Jenny mit dem Lied dem Publikum den Slushy anbietet.
Wie hast du den Wettbewerb erlebt? Kannst du uns Eindrücke schildern?
Insgesamt ging alles ziemlich schnell. Ich war etwas nervös und angespannt, musste auch mit Kopfschmerzen kämpfen, aber letztendlich durch die unglaublich freundliche Rückmeldung der Jury und auch der beeindruckenden Vorstellungen der anderen Teilnehmer war es eine sehr schöne Erfahrung.
Ich kam mit meinen Eltern um etwa 11Uhr an, habe mich dann mit Frau Falldorf-Podehl und Herrn Busch getroffen und eine kurze Probe zum Aufwärmen gemacht sowie die Akustik geprüft. Nach etwas Wartezeit war ich dann als Erste dran, darauf folgten die anderen Teilnehmer und im Anschluss gab es die Rückmeldung. Ganz zuletzt am Abend wurden dann die Ergebnisse bekanntgegeben.
Wie ist es, auf der Bühne zu stehen? Hast du da Lampenfieber? Nimmst du die Umgebung überhaupt wahr oder konzentrierst du dich auf den Gesang, die Geschichte, die du dort wiedergibst? Gibt es Tricks, um auf der Bühne nicht aus dem Konzept zu kommen?
Ich muss sagen, dass ich selbst überrascht war, wie automatisch die Aufführung abgelaufen ist. Es war schlimmer, vor dem Publikum die kurzen Vorbereitungen zu machen, als das Stück vorzuführen. Ich nehme Dinge schon wahr, aber –so war es bei mir zuvor auch im Darstellendes-Spiel-Unterricht– ich mache es einfach, und dann ist es vorbei.
Das einzig schwierige ist, den ersten Schritt zu wagen und sozusagen in die Aufführung hineinzutreten. Damit hatte ich nämlich ziemliche Schwierigkeiten bei der Vorbereitung zur Teilnahme. Aber sobald das geschafft ist, ist das Schlimmste schon vorbei. Ein Trick, den mir Herr Busch dafür beigebracht hat, ist, dass man sich einfach von der Bühne wegdreht, kurz durchatmet und sich dann wieder umdreht, um entschlossen aufzutreten.
Welche Rolle spielt Musik generell in deinem Leben? Hast du Vorbilder, Lieblingslieder, bevorzugte Stilrichtungen? Und welche Rolle siehst du für Musik und Gesang in deinem Nach-Schul-Leben?
Ich finde Musik, wie jede Kunstform, unglaublich faszinierend, da sie so effektiv die Stimmung leiten kann. So klischeehaft es vielleicht auch klingt, Musik gibt mir manchmal mehr Halt im Leben. Dass manche das fühlen, was ich fühle und dass meine Emotionen mit der Musik im Einklang stehen können.
Ich liebe auch alles Mögliche an Musik und höre viele verschiedene Musikrichtungen. Von tiefgründigen Texten in Blues, Gospel und Indie Rock von zum Beispiel Hozier bis hin zu einfachem Mainstream-Pop, zum Beispiel von Mark Foster, um sich an das Einfache im Leben zu erinnern.
Meine Zukunft steht mir noch sehr offen, aber ich bin mir sicher, dass das Singen, abgesehen von dem Besuch der Ehemaligentreffen des ASS-Chores, ein Teil meines Lebens bleiben wird.
Mit “Wouldn‘t you think I‘m the girl, the girl who has everything?“ hatten wir eingangs aus deiner Darbietung zitiert. Mit Blick auf dein musikalisches Talent, deinen Auftritt und deine künstlerische Entwicklung, glaube ich, können wir eine recht zuversichtliche Antwort geben: „Yes, indeed!“ Vielen Dank für das Interview. Und alles Gute für die anstehenden Abiturprüfungen!
Vh