Lieblingswort ‚öffnen‘ und Deutschland ins Herz geschlossen

Austauschschüler Raphaèl Heffner aus Marseille besucht für zwei Wochen die Albert-Schweitzer-Schule/ Ein Interview über Eindrücke, Erfahrungen, Eigentümlichkeiten

Schulleiter Dr. Wegener (im Bild mit ‚Gastbruder‘ Paul-Jasper Beck (links im Bild) heißt Raphaèl an der Albert- Schweitzer-Schule herzlich willkommen.

Die Albert-Schweitzer-Schule ist bekannt für ihre zahlreichen Austauschprogramme und internationalen Kontakte. Schüleraustauschprogramme mit Las Cruces/New Mexico in den Vereinigten Staaten, mit Yvetot in Frankreich oder Bartoszyce in Polen führten über viele Jahre Schülerinnen und Schüler grenzübergreifend zusammen, die Sprachkurse in Eastbourne in England eröffneten Einblicke in Sprache und Kultur und die Partnerschaft mit einer Schule in Neerpair in Indien erweiterte ganz besonders den sozialen Horizont. Die ASS hofft, viele dieser internationalen Programme auch nach Corona weiterzuführen und mit neuen Impulsen versehen zu können. Und so verwundert es nicht, dass schon jetzt erste Internationalität an der ASS zu finden ist. Und dies in Person eines französischen Austauschschülers. Lernen wir ihn etwas kennen!

Könntest du dich kurz vorstellen?

Ja, hallo, ich heiße Heffner (Anmerkung d. Redaktion: Raphaèls Großvater kommt aus Deutschland, arbeitete als Übersetzer im Europäischen Parlament, blieb dann in Frankreich ‚hängen‘ und lebt nun in Paris). Ich bin 17 Jahre alt und wohne in Marseille.

Was hat dich hierhergeführt? Wie lange bist du hier?

Dieses Jahr habe ich mich für die Teilnahme am „Brigitte-Sauzays-Austauschprogramm“ entschieden. Paul-Jasper Beck (Klasse 11d der ASS, Anm. der Redaktion), mein Austauschpartner, ist schon im September nach Marseille und an meine Schule, das Lycee Montgrant, gekommen. Und jetzt bin ich an der Reihe. Also bin ich für drei Wochen hier, weil die Dauer des Austausches wegen der Corona-Krise verkürzt wurde.

Wie gut kommst du mit der deutschen Sprache zurecht? Hast du neue bzw. faszinierende Lieblingswörter oder Ausdrücke aufgeschnappt?

Ich lerne jetzt seit sechs Jahren Deutsch und ich glaube, ich habe ein Niveau von einem Jahr Deutsch (Anm. der Redaktion: Raphael spricht exzellentes Deutsch, er ist sehr höflich, freundlich und eher von einer sehr sympathischen Bescheidenheit, wie auch sein Austauschpartner Paul-Jasper betont). Ich hoffe, dass ich mit dieser Reise nach Deutschland mein Deutsch verbessern kann.

Ich habe schon viele Wörter entdeckt. Aber unter all diesen Wörtern ist mein Favorit ‚öffnen‘, weil es wie mein Nachname ‚Heffner‘ aussieht und ich es mir daher leichter merken kann.

Welche Vorstellungen von Deutschland hattest du vor deiner Reise?

Ich war schon vor dieser Reise in Deutschland: In Berlin, München, Freiburg und Wiesbaden. Ich wusste also schon, was mich erwartet.

Die Albert-Schweitzer-Schule ist ja nun für einige Wochen deine Gastschule. Was fällt auf, wenn du diese deutsche Schule mit deiner Schule vergleichst?

Zwei Sachen sind sehr unterschiedlich. In Deutschland ist der Tag kürzer. Wir arbeiten hier vormittags, sodass am Nachmittag Zeit für andere Aktivitäten bleibt. Es gibt auch keine Kantine für das Essen in Deutschland. (Anmerkung d. Redaktion: Es gibt zwei Cafeterien, die aber wegen der Coronasituation derzeit geschlossen sind).

Ist dir an der ASS noch etwas aufgefallen?

Es gibt viele weitere kleine Details, die sich zwischen der deutschen und der französischen Schule unterscheiden. In Deutschland gibt es im Unterricht mehr Gruppenarbeit, in Frankreich weniger. Und es gibt viel mündliche und weniger schriftliche Arbeit an der Albert-Schweitzer-Schule. Außerdem gibt es hier in Deutschland mehr Pausen zwischen den Unterrichtsstunden.

Die Unterrichtsniveaus in meiner deutschen Klasse sind sehr vielfältig, aber ein wenig über dem Niveau meiner Klasse.

Wie steht es denn um die Französischkenntnisse der Schüler in deiner Klasse 11d hier an der ASS?

Oh, die sind wirklich gut.

Corona hat den Alltag verändert. Wie geht man in Deutschland im Vergleich zu Frankreich mit der Situation um, z.B. in der Schule?

Die Hygienevorschriften sind in Deutschland strenger, vor allem der Test, der alle zwei Tage durchgeführt werden muss. Aber ansonsten ist es gleich.

Die Stadt Nienburg ist für diese Zeit eine Art neues Zuhause für dich geworden. Welche Eindrücke hast du?

Es ist eine sehr nette kleine Stadt, ganz anders als die Stadt, in der ich wohne. Ruhiger, mit vielen Spezialitäten wie weißem Spargel.  Und auch die Architektur der Häuser ist anders.

Was hast du noch in Deutschland kennengelernt?

Ich habe viele Sachen gelernt. Ich habe viele Orte besucht und neue Gegenden entdeckt. Letzte Woche waren wir in Berlin, dieses Wochenende ging es nach Heiligenberg (Erholungsgebiet bei Bruchhausen-Vilsen, Anm. d. Redaktion). Viele Sachen in nur einer Woche, wofür ich meinem Austauschpartner und seiner Familie wirklich danke.

War es eine große Umstellung vom französischen Alltagsleben zu einem Leben in einer deutschen Gastfamilie?

Ich denke, unsere Familien sind sich ziemlich ähnlich, bis auf das Essen. In Frankreich haben wir einen sehr strikten Zeitplan, wann wir essen, und wir essen nicht zwischen den Mahlzeiten.

Zuletzt stellten wir die Frage, was Raphaèl Heffner mitnehmen werde aus Deutschland nach Frankreich? Na, das habe mit seinem Lieblingswort zu tun: öffnen. Nicht nur ähnele es seinem Nachnamen, sondern stehe auch für seine Einstellung, sein Austauschmotto: Deutschland sein Herz öffnen – und es so ins Herz geschlossen mit nach Frankreich nehmen!

Vh

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