Indische Gäste besuchen erneut die Albert-Schweitzer-Schule
Seit mehr als einem Jahrzehnt pflegt die ASS Nienburg zusammen mit dem Nienburger Verein „Arivu-Zukunft durch Bildung e.V.“ eine enge partnerschaftliche Beziehung zum St. Johns Wohnheim und zur Dr. Arulappa School in Neerpair, Tamil Nadu, Südostindien. Diese Schulen sind ein wichtiger Ort für Kinder und Jugendliche aus Familien der Dalits, die in der indischen Gesellschaft von den „höheren“ Kasten noch immer stark diskriminiert und ausgebeutet werden. Obwohl alle Menschen gemäß der indischen Verfassung gleich sind und es offiziell keine mehr Kasten gibt, hat das Kastensystem eine tiefe Verwurzelung in der indischen Gesellschaft. Die Kaste, in die man hineingeboren wird, bestimmt das ganze Leben, die „Dalits“ jedoch stehen außerhalb des Kastensystems. Es gibt mehr als 200 Millionen Menschen in Indien, die dieses Schicksal teilen. Sie führen oft die niedrigsten Arbeiten aus, erhalten Hungerlöhne und haben Schwierigkeiten, ihre Rechte als indische Bürger, in einem System, in dem die wichtigen Posten in Verwaltung und Justiz von Mitgliedern höherer Kasten besetzt sind, durchzusetzen.
In der vergangenen Woche wurde die ASS Nienburg von einer Gästegruppe aus Indien besucht, darunter Nandhini Krishnan, Viji Krishnan und Ambrose Balu. Nandhini Krishnan kämpft unermüdlich für die Rechte der Dalits und koordiniert und managt Projekte in Indien. Viji Krishnan unterstützt sie dabei und Ambrose Balu ist Englischlehrer an der Dr. Arulappa School in Neerpair.
Die Gäste wurden vom Schulleiter, Dr. Sebastian Wegener, und der Indien-Ag der ASS unter der Leitung von Hilde Munk empfangen und besuchten fast alle Klassen der Jahrgänge 5-8, um über ihre aktuellen Projekte zu berichten. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9-12 waren anschließend zu einem intensiveren Austausch in der Cafeteria der Schule eingeladen.
Die Besucher hatten zur Feier des „Dr. Ambedkar-Tags“ Bonbons mitgebracht, um sich bei den Schülerinnen und Schülern für ihre Unterstützung zu bedanken. Dr. Ambedkar hat die indische Verfassung mit erarbeitet und dafür gesorgt, dass alle Menschen, insbesondere auch die Dalits, theoretisch die gleichen Rechte haben. In seinem Sinne kämpft das Team um Nandhini Krishnan für die gesellschaftliche Anerkennung der Gruppe. Die Schulbildung der Dalits ist dabei ein wichtiger Schritt, denn mit den entsprechenden Schulabschlüssen können die Schülerinnen und Schüler der Armut entfliehen und einflussreichere Berufe ergreifen, um dann wiederum selbst für die Gleichberechtigung der Dalits zu kämpfen und ihre Familien finanziell zu unterstützen.
Nach dem Schulbesuch am Freitag wurden die Gäste von Bürgermeister Jan Wendorf im Rathaus empfangen. Es wurde deutlich, dass das große Engagement des indischen Teams die Situation der Dalits bereits verbessert hat, aber noch viel Arbeit zu leisten ist.
In den letzten Jahren sind mehrmals Gruppen von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrern und Lehrerinnen der ASS nach Indien gefahren, um die durch Spenden mitfinanzierten Projekte vor Ort zu erleben. Bei diesen Besuchen sind viele Freundschaften entstanden, die bei einem großen gemeinsamen Treffen am Samstag, den 15.04, erneuert wurden.
Nach vier Tagen Aufenthalt in Nienburg reiste die indische Gruppe dann weiter, um andere europäische Unterstützergruppen in Hildesheim, Osnabrück und Belgien zu besuchen. Möglich gemacht wurde die Europareise durch mehrere private Spenden und eine großzügige Zuwendung des Vereins „Nienburg Freundschaften weltweit“.