Vollblut-Schauspieler der Klasse 9d holen Gold bei Deutsch-Olympiade

Giebelsaal der Albert-Schweitzer-Schule wird bei Deutsch-Olympiade zum Hexenkessel

Frenetischer Beifall, haarsträubende Geschichten und Wortakrobatik ohne Netz und doppeltem Boden am Gymnasium Albert-Schweitzer-Schule! Im Giebelsaal, wo sonst Abiturienten feierlichen Ansprachen lauschen, fühlte sich der Zuschauer diesmal eher in die hitzig-tosende Wettkampfatmosphäre eines vollbesetzten Olympiastadions versetzt. Der Grund? Am Donnerstag, dem 22.03., maßen sich dort die besten Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen im sprachlichen Fünfkampf der Deutsch-Olympiade.

Die Teilnehmer der Deutsch-Olympiade und ihr Organisator, Deutschfachobmann Sebastian Toepfer (rechts hinten). In der Mitte Jurymitglied Annette Heydorn.

Die Teilnehmer der Deutsch-Olympiade und ihr Organisator, Deutschfachobmann Sebastian Toepfer (rechts hinten). In der Mitte Jurymitglied Annette Heydorn.

Die aus je vier Schülern bestehenden Teams, die aus den in den Wochen davor absolvierten Klassenausscheiden der neunten Jahrgangsstufe der ASS hervorgegangen waren, stellten sich im Schulausscheid den Herausforderungen in den Disziplinen ‚Reimen’, ‚Umschreiben’, ‚Erzählen’ und ‚Erklären’. Die drei führenden Teams suchten dann zum Abschluss in der Disziplin ‚Darstellen’ die aus Schülern des Vorjahressiegerteams und Lehrern gebildete Jury wie auch das Publikum von ihrem schauspielerisch-dramaturgischen Können zu überzeugen.

Vier kurzweilige Schulstunden lang wurde gedichtet, fabuliert und die deutsche Sprache zu jugendlicher Blüte gebracht. Und sie blühte schön, diese deutsche Sprache, einiger Auswüchse und mancher Stilblüte zum Trotz! Da rauchte in der Disziplin ‚Reimen’ so mancher dann einfach einmal Glas statt Gras und beim ‚Erzählen’ wurde ein gestohlener Campingwagen vom Besitzer mit einem seinerseits entwendeten Gefährt verfolgt. Heiterkeit und Verblüffung erzeugte ein Team auch in der Wettkampfart ‚Umschreiben’, in der es galt, ein Wort auf unterschiedliche Art so zu umschreiben, dass ein ratendes Teammitglied das gesuchte Wort benennen konnte, ohne dass es wörtlich genannt wurde: Die eher eindeutigen denn zweideutigen Umschreibungen „Das macht man zu zweit im Bett und es macht Spaß“ und „Wenn Frauen das tun, sieht es heiß aus“ quittierte der arme Junge, der raten musste, mit einem verzweifelten „Ja, was denn???“. Wie sollte er auch wissen, dass das gesuchte Wort ‚Kissenschlacht’ lautete?!

Von diesen kleinen Schönheitsfehlern abgesehen, offenbarten die Schülerinnen und Schüler erstaunliche Sprachtalente. Wer von uns kann schon innerhalb von zwei Minuten einen Vorfall in Reimform und im beinahe musischen Rhythmus so erdichten, dass er auch noch witzig ist? Wer Fantasieworte wie ‚Parkweh’ dermaßen originell erklären, dass man sie wirklich in einem Lexikon verzeichnet glaubt? Wer auf den Wogen verbaler Begeisterung reiten, ohne im Ozean der Sprache Schiffbruch zu erleiden? Nur der, der sich bei allem sprachlichen Geschick stets bewusst ist, mit seinem Team in einem Boot zu sitzen und nur gemeinsam mit ihnen in den sicheren Hafen einzulaufen. Und am geschicktesten umschiffte das Mannschaftsboot der Klasse 9d von Lehrer Stefan Bank sprachliche Klippen und Untiefen. In diesem Team, bestehend aus Lukas Blunk, Thilo Jakob, Jonas Kernein und Sabine Latikan, brachten die Mitglieder ihre unterschiedlichen Talente so mannschaftsdienlich ein, dass nur ein Olympia-Gold herauskommen konnte. Denn im Wettkampf flogen durch Jonas Kerneins trockenen Humor, Lukas Blunks Wortwitz, Thilo Jakobs Darstellungs- und ‚Rampensau’qualitäten und Sabine Latikans eindringliches Sprachgefühl dem Team 9d die Herzen der Zuschauer nur so zu – und die Punkte der Jury hinterher.

Die Mischung macht’s – und dieser Mischung war es zu verdanken, dass das Team der 9d im Finale in der Abschlussdisziplin ‚Darstellen’ gegen starke Konkurrenz den verdienten Lohn für ihre souveräne Teamleistung erhielt. Lediglich zwei Minuten Zeit hatten beide Teams, um aus den wenigen Vorgaben zu einer Schlagzeile eine kleine Theaterszene zu entwickeln. Zur Schlagzeile ‚Verdreht’ führte das Team eine Gefängnisszene auf, in der schließlich die Wärter im Knast und die Gefangenen im Fluchtwagen sitzen. Eine Mischung aus liebestoller Umarmung, witzig zum harmlosen ‚Schnick-schnack-schnuck’ gewendeten Prügelduell und wunderlich knisternder Romantik zwischen Insasse und Besucher war das Rezept für einen erfolgreichen Ausbruch und den souveränen Durchbruch zum Gesamtsieg für die 9d.

Der donnernde Schlussapplaus und viele, teils plakatwandgroße Banner würdigten die sprachlich und im Umgang miteinander fitten Teams. Der Dank galt nicht minder dem Engagement der beteiligten Lehrkräfte an der ASS, die ihren Schülerinnen und Schülern halfen, ihre vielseitigen Talente qualitativ hochwertig zu entfalten und in einem sozialen Miteinander Ausdruck zu verleihen. Hervorzuheben ist dabei Deutsch-Fachobmann Sebastian Toepfer, der die bundesweit von der Initiative Deutsche Sprache ausgerichtete, stets mit viel Aufwand zu organisierende Deutsch-Olympiade an der Albert-Schweitzer-Schule mit großem Erfolg jährlich durchführt.  

Thomas Volkhausen

Die gestrenge Jury vergibt ihre Punkte, das Publikum im Giebelsaal der ASS wartet gebannt auf die Entscheidung.

Die gestrenge Jury vergibt ihre Punkte, das Publikum im Giebelsaal der ASS wartet gebannt auf die Entscheidung.

Trugen einander gegenseitig zum Sieg: Das Gewinnerteam 9d mit Lukas Blunk, Thilo Jakob, Jonas Kernein und Sabine Latikan.

Trugen einander gegenseitig zum Sieg: Das Gewinnerteam 9d mit Lukas Blunk, Thilo Jakob, Lukas Kernein und Sabine Latikan.

 

Share this Post