Sonnenbrand und Blitz und Donner
Der achte Jahrgang der Albert-Schweitzer-Schule in Eastbourne
Die Aufregung war groß am späten Abend des 14.06.2019. Der Parkplatz des Nebengebäudes der ASS war überfüllt von erwartungsvollen Achtklässlerinnen und Achtklässlern und deren Familien, kurz bevor der Aufbruch zur traditionellen Eastbourne-Fahrt ins Vereinigte Königreich erfolgte. 50 Jugendliche, die sich vorab durch angemessenes schulisches Sozialverhalten für die Reise qualifiziert hatten, machten sich unter der Leitung von Claudia Wengler und zwei weiteren Lehrkräften auf, um sich ein eigenes Bild von Land, Leuten und Kultur zu machen. Wie in jedem Jahr fuhr die Gruppe klimafreundlich mit dem Reisebus, aber diesmal war die Freude groß, weil das Reiseunternehmen einen Doppeldeckerbus zur Verfügung gestellt hatte: Oben im „Penthouse“ konnten die Jugendlichen nach Herzenslust zu modischen Rhythmen rumoren, während die langweiligen Lehrer im Erdgeschoss dösten. Die Überfahrt nach Dover verlief entgegen der Befürchtungen einiger Schülerinnen ruhig, allein die Sonnenbrandgefahr auf Deck der Fähre war nicht zu unterschätzen. Da der Busfahrer seine Lenkzeiten einhalten musste, fand der erste Stopp auf englischem Boden im altehrwürdigen Canterbury statt. Auf einem geführten Stadtrundgang besichtigten die Schülerinnen und Schüler die historische Altstadt, die gotische Kathedrale und Teile der berühmten „King‘s School“, einem Internat, das bereits im Jahr 597 gegründet und als älteste durchgehend betriebene Schule der Welt gilt. „Hier sieht alles nach Harry Potter aus“, bemerkte die vierzehnjährige Pia Ewigmann bewundernd. Und sie hatte recht: Das Internat sollte eigentlich als Hogwarts-Schauplatz für den ersten Harry-Potter-Film dienen, aber die Schulleitung hatte die Anfrage der Filmemacher damals dankend abgelehnt, da die Dreharbeiten zu viel Unruhe in den Schulalltag gebracht hätten. Nach einem ersten Kontakt mit englischem Essen und der ernüchternden Erkenntnis einiger, dass die Burger einer großen Kette dort exakt wie in Nienburg schmecken, fuhr die Gruppe weiter nach Eastbourne, wo die Jugendlichen auf Gastfamilien aufgeteilt wurden, bei denen sie die Woche über leben sollten. Dank der intensiven schulischen Vorbereitung auf die Fahrt waren die Reisenden über mögliche Unterschiede zur heimatlichen Unterbringung und Verpflegung informiert, so dass es hier zu keinerlei Überraschungen kam. Am folgenden Tag wurden die lebendige Küstenstadt Eastbourne, der Pier mit seinen Unterhaltungsmöglichkeiten und der Strand ausführlich bei schönstem Sonnenbrandwetter erkundet. Besonders erstaunt waren die jungen Besucher darüber, dass aufgrund des milden Klimas überall in den Parkanlagen echte Palmen wachsen. An den folgenden Vormittagen erhielten die Schülerinnen und Schüler Englischunterricht, während an den Nachmittagen unterschiedliche Ausflüge auf dem Programm standen. Ein erster Höhepunkt war eine Wanderung über die „Seven Sisters“, eine bis zu 162 Meter hohe Kreidefelsenformation. Der Wanderweg, der direkt bei Eastbourne beginnt, gilt als einer der schönsten Englands. Man schaute auf das weit unten liegende türkisblaue Meer, spazierte auf sattgrünen, schafbeweideten Wiesen, erklomm steile Hänge und über allem erstreckte sich bis zum Horizont ein fast wolkenloser, tiefblauer Himmel. Endpunkt war der kleine Ort Birling Gap, wo sich alle Wanderer am Strand oder in einem beschatteten Tea Garden erholen konnten. Hier wurde eifrig von After-Sun-Lotion Gebrauch gemacht. Eine Fahrt in die 50 Kilometer entfernte Küstenstadt Brighton stand am nächsten Tag auf dem Programm. Brighton ist durch die gute Bahnanbindung quasi zu einem Vorort Londons geworden und wird aufgrund seiner Strände nicht umsonst die „Badewanne Londons“ genannt. Die Jugendlichen durchstreiften die historischen „Lanes“ der Altstadt, suchten nach den angesagtesten „Klamotten“ in den neuesten Läden oder sahen sich den „Royal Pavilion“, einen im indischen Stil errichteten Palast, an. Der zweite Teil der Klippenwanderung zum „Seven Sisters Country Park“ war für Mittwoch geplant. Allerdings machte diesmal das englische Wetter den Plan zunichte. Eine Gewitterfront zog am späten Dienstagabend mit Starkregen, Stromausfall und über 1000 Blitzen pro Stunde, so die Lokalpresse, über Eastbourne. Der Regen weicht die Klippen erfahrungsgemäß so stark auf, dass eine sichere Durchführung der Wanderung nicht möglich gewesen wäre. Also stand kurzfristig ein Kinonachmittag auf dem Programm der enttäuschten, aber verständnisvollen Jugendlichen. Der anstrengendste Ausflug stand den Achtklässlerinnen und Achtklässlern am Donnerstag bevor: Bereits am Morgen fuhren die Schülerinnen und Schüler mit einem vollbesetzten Pendlerzug von Eastbourne zur Victoria Station in London, um nach einem kurzen Fußweg dem Wachwechsel am Buckingham Palace beizuwohnen. Wie in jedem Jahr ging es später mit der „Tube“ zum „Tower“ und zur „Tower Bridge“. Von hier aus fuhr die Gruppe mit dem Ausflugsboot die Themse hinauf zum London Eye. Trotz der vorbestellten Karten mussten alle aufgrund des enormen Andrangs zwei ermüdende Stunden auf die Fahrt warten. Offenbar wollten viele Touristen London noch einmal vor dem Brexit besuchen. Die Zeitnot zwang die Gruppe daher, auf einige Programmpunkte wie „Westminster Abbey“, die „Horse Guards“ oder den „Trafalgar Square“ zu verzichten, denn schließlich wollten die Jugendlichen die versprochene Freizeit am Covent Garden genießen. Als es am Freitagmorgen zurück nach Deutschland ging, waren alle hinreichend von den Eindrücken und den Anstrengungen der Woche erschöpft. Die Reise führte diesmal durch den reizarmen Kanaltunnel, der die Fahrzeit allerdings erheblich verkürzte. So konnten die Achtklässlerinnen und Achtklässler bereits um 21:00 Uhr von ihren Eltern im Empfang genommen werden und hatten das ganze Wochenende, um über ihre neuen Eindrücke zu berichten.