Selbst Radbruch ist kein Beinbruch beim deutsch-amerikanischen Wiedersehen!

Amerikanische Gastschüler an der ASS kehren nach 3 Wochen zurück nach New Mexico/ Schüleraustausch der ASS stiftet neue Freundschaften zwischen Nienburg und Las Cruces
„Die Teilnahme am Austausch 2018/19 war eine herausragende Erfahrung! Die geknüpften Kontakte reichen weiter als bis nach Las Cruces, New Mexico. Es sind Freundschaften entstanden – und wir alle werden noch lange davon zehren.“ Kann man sich Schöneres als Fazit einer Begegnung von Jugendlichen unterschiedlicher Länder und Kulturen wünschen als dieses Resümee der Teilnehmerin Denise Carstens? Die Begegnung, das war der Gegenbesuch von 17 amerikanischen Schülerinnen und Schülern und 2 Lehrern der Arrowhead Park High School in Las Cruces, New Mexico. Zu Gast waren diese vom 22. Mai bis 09. Juni an der ASS im Rahmen des seit 32 Jahren bestehenden Schüleraustausches des Nienburger Gymnasiums mit High Schools in Las Cruces als Teil des German-American Partnership Program (GAPP).
3 Wochen in liebevollen Nienburger Gastfamilien mit ihren Austauschpartnern, Unterricht an einem deutschen Gymnasium, der ASS, Kennenlernen von Nienburg und Umgebung, Hamburg, Celle, Bremerhaven und im Anschluss an die Zeit in den Gastfamilien noch eine knappe Woche Berlin – für die neugewonnenen amerikanischen Freunde eine aufregende Zeit!
Fremde Kulturen kennen und deren Besonderheiten verstehen lernen – das war eines der Hauptziele des Austauschs. Ein Ziel, das an der Albert-Schweitzer-Schule einen hohen Stellenwert hat, wie Lehrer Mirko Prasse, neben Hedda Freese Austauschkoordinator des Gymnasiums, hervorhebt: „Das USA-Austauschprogramm an der ASS ist in Ergänzung zu dem bilingualen Angebot des Gymnasiums ein wichtiger Beitrag sowohl zur Förderung von Sprach- und interkultureller Kompetenz außerhalb des Klassenzimmers als auch zur Persönlichkeitsentwicklung der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler.“ Schon die ASSler hatten letzten Herbst bei ihrem Besuch in Las Cruces erfahren, dass Fernsehkenntnisse über die U.S.A.  wirkliche Erfahrungen nicht ansatzweise ersetzen können (>Die Harke< berichtete). Die Amerikaner ihrerseits aus dem südwestlichen U.S.-Bundesstaat New Mexico stellten schnell fest, dass sie mit Deutschland, ja, mit Nienburg, geradezu Neuland betraten. Und das war für sie in erster Linie grün: Wälder, satt-grüne Weiden, üppige Flussauen – in Las Cruces ist man eher von der Chihuahua-Wüste geprägte bräunlich-karge Ebenen und schroffe Bergwände der Organ Mountains gewohnt.

Auch kulinarisch war es für die Amerikaner Neuland. Während in New Mexico die Frage ‚Red or green?‘ eine kulinarische Chiligrenze zwischen dem nördlichen und südlichen New Mexico zieht, machten die Jugendlichen aus dem südwestlichen US-Bundesstaat hier in Deutschland wahrlich grenzüberschreitende Erfahrungen, wenn es um die vielen Brotsorten ging!

Zur Kultur gehört aber natürlich auch die Sprache – und schon der amerikanische Schriftsteller Mark Twain bemerkte in seiner Rede über Die Schrecken der deutschen Sprache augenzwinkernd: „Mein Herz ist voller Dankbarkeit, aber meine Armut an deutschen Worten zwingt mich zu großer Sparsamkeit des Ausdruckes.“ Deutsch als Fremdsprache hat es nun einmal in einem Bundesstaat, der nahe Mexiko liegt, sehr schwer, Spanisch ist hier erste Fremdsprache. Und an der Arrowhead Park High School gab es bisher noch gar kein Deutschprogramm, so dass sich die 17 Schüler über einen Onlinekurs und einem neuen, mehrmonatigen Deutschkonversationskurs an der Schule Sprachkenntnisse aneigneten. Und dennoch: Auch wenn Gespräche in den Familien, mit den Gastschülern oder an der Schule meist auf Englisch geführt wurden, stand die Verständigung dem kulturellen Austausch nicht im Wege, wie auch die Teilnehmerin Mareike Laue unterstrich: „Ich glaube, niemand hat erwartet, dass wir uns so gut mit den Amerikanern verstehen. Mein persönliches Highlight war das Gewinnen neuer Freunde, wir hatten einfach eine verdammt gute Zeit miteinander. Hoffentlich sehen wir uns alle bald wieder.“
Neuland betreten heißt auch, Neuland zu erforschen. Dazu hatten die Lehrer Tamara Miller-Dwake und Jeffrey Johnson mit ihren 17 Schülern reichlich Gelegenheit. Eine Radtour führte die Amerikaner und ihre deutschen Austauschpartner durch das schöne Umland Nienburgs und an die Weser. 35 lange Kilometer – für Amerikaner, die wegen der Hitze und der Entfernungen in New Mexico kaum Rad fahren, eine riesige Herausforderung. Kein Wunder, dass sogar ein Rad kaputt ging! In Nienburg führte die Amerikaner eine Stadtführung durch die Altstadt – beim Bürgermeister konnten sie sich sogar ins ‚Goldene Buch der Stadt‘ eintragen. Eine neuerliche Stadtführung wartete in Hamburg auf die Gruppe, doch die Barkassenfahrt durch die Speicherstadt und der Anblick der Elbphilharmonie zählten sicher zu den eindrucksvollsten Erlebnissen. Im Bremerhavener ‚Auswanderermuseum‘ schlüpften die Gastschüler dagegen  in die Rolle von Auswanderern, bevor es in das Klimahaus ging.
Wie auch ihr Kollege Mirko Prasse zog Lehrerin Hedda Freese ein sehr positives Fazit: „Auch der Austausch 2018/19 war wieder ein voller Erfolg für alle Beteiligten. Beide Seiten haben einen guten Einblick in Kultur und Lebenswelt der Partner bekommen und durch diese Begegnungen auch einen wichtigen Beitrag zur Festigung der Partnerschaft zwischen den beiden Städten Nienburg und Las Cruces geleistet. Das Schüleraustauschprogramm der ASS war, ist und bleibt eine tragende Säule der Städtepartnerschaft und sollte unbedingt fortgeführt werden. Ein großer Dank an alle Beteiligten auf beiden Seiten, die zum Erfolg dieses Programmes beitragen.“
Und Schülerin Nina Lossi zog ihr persönliches Fazit, das so ähnlich sicher alle Jugendlichen formuliert hätten: „Am Schönsten fand ich das Willkommen am Flughafen; man hat im Oktober letzten Jahres viele Beziehungen aufgebaut, die auch über die sechs Monate gehalten haben. Und beim Wiedersehen hat man sich wirklich gefreut, alle wieder in die Arme schließen zu können. Umso trauriger war da leider nur der Abschied, bei dem viele Tränen vergossen wurden.“
Ein Besonderer Dank gilt dem Verein Nienburg – Freundschaften weltweit sowie der Ernst-Stewner-Stiftung, der Addi-Pleines-Stiftung und dem Lions Club für die großzügige finanzielle Unterstützung des Austauschprogramms, durch die es möglich war, den Gästen ein facettenreiches Programm zu bieten.

Vh

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