Rudern, Essen, Schlafen, … Rudern, Essen, Schlafen, … Rudern …

Grandioses Naturerlebnis: Sonnenaufgang über der Elbe nahe Schnackenburg um 05.25 Uhr

Grandioses Naturerlebnis: Sonnenaufgang über der Elbe nahe Schnackenburg um 05.25 Uhr

Dies wäre möglicherweise in Kurzform die Antwort der Ruderriegenmitglieder, hätte  man sie unmittelbar nach dem Ende ihrer Elbewanderfahrt gefragt, wie sie denn die letzten 15 Tage verbracht haben.

Organisation und Logistik

Nachdem am Freitag, den 18.07.2014 die Boote für Verbandsregatta und Landesentscheid Jugend trainiert für Olympia in Hannover am Sonntag / Montag 20.07. /21.07. 2014 verladen worden waren, mussten gleichzeitig die Wanderfahrtsboote „Essen“, „Hans Freytag“, „Bederkesa“ und „Bonnie“ für die Wanderfahrt abgeriggert und alle notwendigen Utensilien wie Werkzeug, Kocher, Ersatzschlafsäcke, Rettungsmittel (Rettungswesten, Wurfsäcke, Lenzpumpen) etc. bereit gestellt werden.

Nach dem Kräfte zehrenden, aber sehr erfolgreichen Regattawochenende wurden direkt nach der JtfO Veranstaltung am Montag die Wettkampfboote in Nienburg wieder abgeladen, geputzt und aufgeriggert, die Wanderfahrtsboote neu verladen und alle notwendigen Sicherheitsmaterialien im Hänger verstaut. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 10 Personen, der insgesamt 21 Köpfe umfassenden Ruderergruppe schon auf dem Weg nach Pirna. Unter Betreuung von Frau Zahradnicek und Frau Lehning wurden dort die Zelte für die erste Übernachtung auf dem Weg durch das Elbsandsteingebirge nach Dresden aufgebaut.

Währenddessen war der Hänger mit dem Rest der Rudertruppe am Dienstag bereits seit 03.00 Richtung Tschechien auf dem Weg. Der Sonnenaufgang in Höhe Magdeburg sollte nicht der letzte sein, den die Ruderriegenmitglieder in den kommenden 12 Tagen erleben würden.

Nach dem beim Aufriggern in Decin (Tschechien) konnte die nun komplette Wanderfahrtsgruppe von Decin durch das Elbsandsteingebirge etwas erschöpft aber sehr zufrieden, die Anfahrt logistisch “auf die Reihe bekommen zu haben“, starten.

Etappe 1 Decin – Pirna: 40 km

Erfolgreiches Passieren der nicht ganz ungefährlichen ersten Gierseilfähren, ein Bojencrash verursacht durch Unachtsamkeit des Bugmanns in der „Bederkesa“ sowie eine aufregende Klettertour in Rathen mit einem grandiosen Blick auf die Elbe und einem in Rekordtempo geleerten Wasserkasten sind für die erste Etappe zu verbuchen.

Friedliche „Zweckentfremdung“ der Frauenkirche

Friedliche „Zweckentfremdung“ der Frauenkirche

Etappe 2: Pirna – Dresden: 15 km

„Chillen und Rudern“: 15 Ruderkilometer und Sonnenschein, dazu die Verewigung unserer Boote auf zahlreichen Touristenfotos vor der Freitreppe des Schlosses Pillnitz. So schön kann Wanderrudern sein!

Etappe 3: Dresden – Meißen: 30 Km

Wir rudern durch Elbflorenz … mehr muss man zum Rudern in Dresden nicht sagen!

Etappe 4: Meißen – Torgau 75 Km

Allmählich wird das Elbsandsteingebirge verlassen. Der letzte Versuch nochmals eine Boje zu versenken geht schief: Merke: Bojen sind stärker als Ruderboote, die „Bonnie“ hat jetzt einen Bug weniger aber weiterhin sind alle Boote ruderbar und die Konzentration von Bugmännern / -frauen und Kielschweinen wird merklich besser. Highlight? Erklettern des Albrechtsdoms – vermutlich noch beindruckender als die Frauenkirche in Dresden. 

Etappe 5: Torgau – Wittenberg 58 Km

Parallel wurden bis Torgau Bootsanhänger und Klamotten von Irmtraut und Ulrich Weber am Land transportiert. Diese logistische Unterstützung erlaubte es allen Teilnehmern bis Torgau zu rudern, so dass erst hier Landdienste auch von den älteren Schülerinnen und Schülern übernommen werden mussten. Ansonsten überrascht uns das Bootshaus in Torgau mit dem Charme des real existierenden Sozialismus und die Stadt Torgau mit schlafenden Bären.

Etappe 6: Wittenberg – Aken 64 Km

Mückenalarm in Wittenberg: Aber auch eine schlaflose Nacht kann den Weg nach Aken nicht aufhalten. Linderung verschaffen zahlreiche Bäder an den Sandstränden der Elbe.

Etappe 7 : Aken – Magdeburg 48 Km

Es wird noch heißer aber wir haben das Schwimmbad Elbe direkt unter und neben uns. Reizvoll und rudertechnisch anspruchsvoll: Magdeburger Dom mit der Stromschnelle des Domfelsens … 

Etappe 8 : Magdeburg – Tangermünde 65 Km

Gewittersturm in Tangermünde – wo bleibt das Boot „Essen“? Nach kurzer Zeit Entspannung: Noch vor dem Gewitterguss kann die Mannschaft „Essen“ sicher am Steg beim Tangermünder Ruderclub anlegen.

Frühstück der Ruderinnen und  Ruderer in Aken

Frühstück der Ruderinnen und Ruderer in Aken

Etappe 9 : Tangermünde – Schnackenburg 88Km

Königsetappe 1: Aufstehen 04.00 Uhr (der frühe Vogel kann mich mal!) …, wir verlassen den Hafen von Tangermünde um 05.15 Uhr, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, zeigt sich den gesamten Tag über aber nur selten. Stattdessen muss bei relativ starkem Wind und Gewitterneigung immer wieder in den Buhnen angelandet werden … letztlich geht alles besser als erwartet. Um 15.30 Uhr erreichen die Boote Schnackenburg.

Etappe 10 Schnackenburg – Lauenburg 96 Km

Königsetappe 2: Aufstehen 04.00 Uhr .. die Aufstehdisziplin lässt etwas nach … aber der Weg zu den Booten ist auch etwas weiter, deswegen Wasserzeit erst 05.25 Uhr. Wird frühes Aufstehen belohnt? Nicht immer, aber heute schon: Sensationeller Sonnenaufgang über der Elbe und dann Rudern …. Rudern … Rudern und Rudern und um 17.00 Uhr in Lauenburg ankommen. Das Schwimmen im Freibad Lauenburg, direkt neben dem Bootshaus, wird wohl allen als eines der therapeutischsten Erlebnisse ihres Lebens im Kopf bleiben.

Letzte Etappe Lauenburg – Hamburg 50 Km  

Es geht immer noch die Legende um, dass Ruderer und Kanuten sich nicht leiden könnten. Definitiv falsch: Nie kamen sich Ruderer und Kanuten so nahe wie in der Schleuse Geesthacht: 137 Kanuten, 4 Binnenschiffe, zwei Motorjachten und die Boote der Ruderriege: Berührungsängste abbauen und sich irgendwie ineinander verkeilen …, am Ende : Alles gut! Die Ruderriege erreicht wohl behalten, erschöpft und überglücklich nach rund 650 Ruderkilometern die Alsterfontäne und feiert um 14.00 Uhr mit einem etwas verspäteten Sektfrühstück (Sekt, Doppelkeks und Banane) eine der längeren Wanderfahrten ihrer über einhundertjährigen Geschichte.

Marcus Weber

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