Musical „Emelie voll abgehoben“ an ASS verleiht Flügel
„Emelie voll abgehoben“ an Albert-Schweitzer-Schule nimmt Darsteller und Zuschauer gleich auf zwei Höhenflüge mit – Musical-Aufführungen der Chor-AG der Klassen 5-7 voller Witz und Gefühl sorgen für ein volles Haus
Sonne, Sand und Strand – einfach herrlich, denken Sie? Nicht, wenn Sie das tagein, tagaus haben, Meeresrauschen und der leere Horizont für Eintönigkeit XXL sorgen – und Ihnen die ewig gleichen Muschelwitze partout zu den Ohren wieder herauskommen. Das glauben Sie so kurz vor den Sommerferien nicht? Dann waren Sie wohl nicht im Musical Emelie voll abgehoben?! Falls nicht, können Sie Ihren gebuchten Inselurlaub unbeschwert antreten; falls doch, werden Sie Ihre Reisepläne womöglich noch ändern und auf Städtetour umbuchen.Muscheln? Strand? Umbuchen? Halt, erst einmal ein paar Worte der Erklärung!
Am Donnerstag, 26. Mai, und Freitag, 27. Mai, wurde an der Albert-Schweitzer-Schule das Musical Emelie voll abgehoben von Andreas Schmittberger in der Pausenhalle am Nordertorstriftweg aufgeführt.Die Chor-AG für Fünft- bis Siebtklässler unter der Leitung von Christina Hinzmann-Suckel und Elisabeth Vogels hatte in den vergangenen Wochen nämlich mit großem Eifer an dem Musical über ein Inselvolk und die Tochter des Inselkönigs, die so gerne fliegen können möchte, geprobt und dabei sogar Wochenenden für die Proben geopfert. Die kunstvollen Kostüme waren in bewundernswerter Feinarbeit hergestellt worden und passten effektvoll zur Geschichte genau wie das stimmungsvolle Bühnenbild und Plakat (hervorragend gelungen dank Edda Hermann-Scheefe, Katie Kay bzw. Franziska Frey), dabei gekonnt ins Licht gesetzt von Celina Fleischer bzw. Lena Michailoff. Bunte Baströckchen nebst fröhlichen Blütenketten und eine riesige Strandkulisse mit sattgrünen Palmen, feinstem Sandstrand und azurblauem Meer schienen wie aus einem Hochglanzreiseprospekt. Wer würde hier nicht gleich an 'Eins, zwei – fly' eines bekannten Touristikunternehmens denken? 'Eins, zwei – fly' – das aber würden die Bewohner dieses Ortes gerne auch machen, doch nicht um dorthin zu gelangen, sondern um bloß weg von dort zu kommen. Kulisse und Kostüme schufen hier nämlich einen starken Kontrast.
Warum das so war? Warum die Bewohner von ihrer traumhaften Insel wegwollen? Ganz einfach: Makana Mana Malé ist die wohl unbekannteste aller Inseln im weiten Ozean. Deren Bewohner wünschen sich nichts sehnlicher, als von ihr zu entkommen. Denn sie wohnen dort seit mehr als 300 Jahren – und das geht ihnen so langsam auf die Nerven! Sie, die Bewohner, sind Gefangene einer vergessenen Welt. Gefährliche Strudel und Gewässer voller Haifische machen eine Flucht über das Meer unmöglich. Als Emelie (mit Leichtigkeit gespielt von Emilia Wacker bzw. Pia Ewigmann), die Tochter des Inselkönigs Dominique (herrlich gebietererisch und besorgt: Famke Stolte) und seiner Frau (vergnüglich unterwürfig, aber auch unerwartet bissig: Tamara Kagelmacher), vorschlägt, eine Flugmaschine zu bauen, erntet sie nur Hohn und Spott: 'Eins, zwei – fly' – das geht doch gar nicht. Und tatsächlich: Ein erster Flugversuch scheitert kläglich. Doch dann findet Emelie am Strand eine verletzte Möwe (anmutig: Janna Bokeloh) und das ändert alles … „Emelie voll abgehoben“ – das ist eine Geschichte zum Thema Mut und Forschergeist. Aber auch zum Thema Loslassen und Abschiednehmen: Wenn die Kinder flügge werden, was wird dann aus den Erwachsenen?
Stimmung verlieh diesen schwierigen Themen die musikalisch-atmosphärische Begleitung durch die 'Inselband': Und da die Stimmung der Inselbewohner und die von Emelie schwankt, mal von Langeweile oder Trübsinn, mal von Freude und Überraschung geprägt ist, war klar, dass man hier nicht irgendeine dahergelaufene Spülsaum-Kombo nehmen konnte. Felina Rinne (Querflöte), Zara Goebel, Kilian Steg und Joey Stuke (Saxophon), Marec Hanke und Leonie Kudoke (Trompete), Conrad Bittendorf (Posaune), Florian Pulina (Euphonium), Lennard Thies (Schlagzeug) sowie Elisabeth Vogels am Klavier und allesamt unter dirigistischer Leitung von Elisabeth Hinzmann-Suckel machten aus der Inselband spielend ein Symphonieorchester, das auch vor Rock, Pop und Hip-Hop nicht Halt machte. Die Musik nämlich präsentierte sich als gekonnte Mischung aus Folk, Filmmusik und Klassik. Gefühlvolle Solo-Balladen wechselten mit opulenten Chorstücken, verpackt in orchestralem Glanz, Ohrwürmer luden in ihrer Eingängigkeit zum Mitsingen ein.
Und das Publikum wusste die gesangliche und textliche Leistung der Schülerinnen und Schüler, die derzeit ja in diesem sehr kurzen und vollgepackten Schuljahr viele Klassenarbeiten schreiben und dennoch mit großem Einsatz zum Teil sehr umfangreiche Sprechrollen einstudiert hatten, sehr wohl zu schätzen. Der Beifall galt genauso den beteiligten Lehrerinnen, ohne deren außerordentliches Engagement die Aufführungen nicht hätten gelingen können. Mit Lachern hingegen wurden nicht Emelies zunächst vergebliche Flugversuche bedacht – sie hebt ja nachher ab, sondern der 'Running Gag' des Stücks, der die Bewohner fast in den Wahnsinn treibt: Muschelwitze. Kostprobe? 'Was liegt am Strand und hat 'nen Sprachfehler? – Ne Nuschel.' Oder: 'Kommt 'ne Muschel zum Doktor und sagt: „Ich bin ein Hund.“ Der Doktor: „Sag' mal 'Aah'!“ – Sagt die Muschel: „Wuff.“'
Fazit: Diese Witze mochten die Bewohner an die Decke treiben – Emelie voll abgehoben dagegen verlieh sicher allen Anwesenden musikalisch Flügel! Vh