Marionetten bringen Gruselspaß an die ASS

Marionettentheater Bille begeistert Fünftklässler im Giebelsaal der ASS

Schön das Neueste gehört? Ganz viele frischgebackene Fünftklässler zogen aus den Grundschulen aus, um an der Albert-Schweitzer-Schule zu lernen! Sie halten das für eine Binsenweisheit, wie: ‚Duschen, um nass zu werden.‘ oder ‚Ein Rechteck hat vier Ecken‘? Ist es aber nicht. Denn die jüngsten ASS-Schüler lernten an diesem besonderen Dienstag nicht wie üblich Mathe, Deutsch oder Englisch, sondern…. das Gruseln. Genauer gesagt: Sie lernten jemanden kennen, der vor nichts und niemanden Angst hat. Peter heißt dieser Junge, und Peter ist die Hauptfigur aus dem Grimmschen Märchen „Von einem, der auszog, das Gruseln zu lernen“.

Fernab von Unterricht und Klassenzimmer durften die Schülerinnen und Schüler in eine mal unheimliche, noch häufiger lustige, vor allem aber fantastische Märchenwelt eintauchen, die vom Marionettentheater Bille geschaffen wurde. Und wie schon in den vergangenen Jahren waren die Fünftklässler vom Marionettenspiel gefesselt, selbst solche, denen in ihrer Freizeit sonst kaum etwas über Handy oder Spielekonsole geht. Andreas Bille vom Marionettentheater Bille, der als Tourmanager, Theaterdirektor, Regisseur, Bühnenarbeiter, Beleuchter und Puppenspieler in Personalunion agiert, schaffte es wieder einmal buchstäblich spielerisch, die Illusion eines großen, lebendigen Marionettenensembles auf die eigens errichteten Bühne im Giebelsaal der ASS zu zaubern.
Vor den Augen der Kinder machte der Vorhang den Blick frei auf liebevoll gestaltete Bühnenbilder, die die Zuschauer mitnahmen von der ländlich-idyllischen Mühle im Wald bis zur eigentümlichen Kirchturmstube. Der furchtlose und lässige Peter gewann die Fünftklässler spielend für sich, und genau wie er fanden zahlreiche ebenso furchtlose Fünftklässler die Spukgestalten eher höchst amüsant als angsteinflößend.  So war im sehr aufmerksamen Publikum nur selten ein Schreckensschrei zu hören, dafür umso häufiger lautes Lachen. Denn Peter trieb nicht nur seinen Spaß mit den Gespenstern und verwunschenen Seelen, er beförderte auch eine Bettlakengespenst per Tritt ins Gesäß die Treppe herunter, während er selbst auf einem verzauberten Bett unfreiwillig und dabei aber betont gelassen bleibend umherflog. Klar, dass während kleiner Pausen zwischen den Bühnenbildwechseln viele Zuschauer über den seinen schmerzenden ‚Popo‘ beklagenden Geist witzelten oder die mit Aufwand gestaltete Bühne näher in Augenschein zu nehmen versuchten. Sobald die Glocke zur nächsten Szene ertönte, richteten sich die 150 Augenpaare jedoch schnell wieder auf den sich öffnenden Vorhang. Würde Peter doch noch das Gruseln lernen?

Peters Vater nämlich, der Müller, wusste nicht mehr, wie er seinem Sohn das Fürchten beibringen sollte, so dass Peter loszog, um es selbst zu lernen. Zunächst gruselten ihn die durchaus furchterregenden Gestalten nicht, doch eine besondere Hexe ließ ihn letztlich doch erschaudern.  Diese alte Hexe wollte unbedingt einen Kuss von Peter, um ihre wahre Gestalt zurückzuerlangen. Peter schüttelte es, es grauste ihn vor dem Kuss der Hexe, jedoch war er neugierig und stellte fest, dass sie eine verzauberte Prinzessin war. Und auch im Zuschauerraum tat sich nun etwas: Nachdem die furchtlosen Schüler zunächst in Lachen ausbrachen, als Peter die Hexe küssen sollte, erfüllte der Kuss des hässlichen Scheusals die Fünftklässler mit laut vernehmbarem Entsetzen, selbst dann noch, als aus der Hexe eine sehr ansehnliche junge Frau geworden war. Ältere Schüler hätten hier sicher anders reagiert – doch dieser Grusel des Bille-Theaters erschütterte die jungen Herzen äußerst altersgerecht!
Im Anschluss an die Vorstellung lernten die Zuschauer Andreas Bille und dessen Marionetten Auge in Auge kennen. Sie hatten die Gelegenheit, dem Mann, der hinter dem Vorhang die Fäden zieht, Fragen zu stellen. Die Begeisterung, „hinter die Kulissen“ blicken zu dürfen, war ebenso groß wie der Wissensdurst der Kinder. Erstaunt lernten sie, dass der Puppenspieler Andreas Bille über 200 Puppen besitzt, von denen manche 200 Jahre alt sind. Beeindruckt zeigten sie sich auch von dem Hinweis, dass eine Puppe 2000 bis 3000 Euro kostet und Andreas Bille für jedes seiner aktuell 7 Stücke rund zwei Wochen benötigt, um den Text zu verinnerlichen. Und diesen in der für die jeweilige Figur typischen verstellten Stimme vorzutragen. Beeindruckt zeigten sie sich auch, dass in der Familie Bille eine 400 Jahre alte Puppenspielertradition gepflegt wird.
Aber auch Andreas Bille freute sich sichtlich über so viel Interesse und Begeisterung der jungen Gymnasiasten, und soviel steht fest: Auch im nächsten Jahr heißt es für die neuen fünften Klassen an der ASS wieder „Bühne frei für Bille“, dem ‚Strippenzieher‘ vieler köstlicher Bühnenereignisse.

Vh

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