Lateinamerikanische Spiel- und Lebensfreude im Giebelsaal der ASS

Handglockenchor Encanto Handbell Ensemble aus Kolumbien zu Gast an ASS/ Schülerkonzert, Workshop und abendliches Konzertprogramm verzaubert Zuhörer

9.144,09 Kilometer beträgt die Distanz zwischen Nienburg und Bogotá in Kolumbien, das sind 11 Stunden und 15 Minuten mit dem Flugzeug und 7 Stunden Zeitunterschied, die die südamerikanische Metropole von der beschaulichen Stadt Nienburg trennen. Am Montag, dem 30. September, war Trennendes oder Distanz zwischen Kolumbien und der mitten in Nienburg liegenden Albert-Schweitzer-Schule komplett aufgehoben. Stattdessen war der gesamte Giebelsaal der Schule im Klange lateinamerikanischer Rhythmen auf das Engste verbunden. Wie das sein konnte?  Grund dafür war der kolumbianische Handglockenchor Encanto Handbell Ensemble. Dieser ist im Rahmen eines vom Goethe-Institut ermöglichten Austausches zu Besuch beim Handglockenchor in Wiedesahl. Bestandteil dieser musikalischen Begegnung ist eine Konzertreihe von fünf Konzerten in der Region, dazu Auftritte in Hannover, Bückeburg und Stadthagen. Am besagten Montag jedoch war das Ensemble zu Gast im prachtvollen Giebelsaal der Albert-Schweitzer-Schule.

Und diese kam dabei in den Genuss von gleich drei Veranstaltungen an diesem einzelnen der fünf Konzerttage. Hatte das Encanto Handbell Ensemble tags zuvor um 17:30 Uhr bereits ein grandioses und für die Gastspielreihe verheißungsvolles Konzert in der Stiftskirche im Kloster Loccum veranstaltet, so trat nunmehr an diesem Montag das Ensemble von 10 bis 11 Uhr zu einem Schulkonzert im vollbesetzten Giebelsaal auf, um gleich anschließend zusammen mit dem Handglockenensemble der ASS unter der Leitung von Dr. Diemut Eickhoff einen Workshop zu veranstalten und sogar einige Stücke gemeinsam zu spielen. Eine große Ehre für das ASS-Ensemble! Denn schließlich besteht das Encanto Handbell Ensemble, das am 19. August 2019 gegründet wurde, aus herausragenden Diplommusikern der Gemeinden Chía, Tenjo und Tabio in der Nähe von Bogotá sowie Mitgliedern verschiedener Musikschulen. Mehr noch: Das Ensemble gewann 2023 das „Celebra la Música“-Programm des kolumbianischen Ministeriums für Kultur, Kunst und Wissen und gilt zudem ganz generell in der kolumbianischen Musikszene als Wegbereiter für das ungewöhnliche Instrumentarium der Handglocken.

Aber keine Sorge: In Ehrfurcht erstarrt war an diesem Tag an der Albert-Schweitzer-Schule niemand. Denn die Schüler wurden, sozusagen, geradezu im Handumdrehen der Handglocken angesteckt von der Spiel- und Lebensfreude der Musiker. Woran das festzustellen war, ist leicht gesagt. Die Musiker animierten die Zuhörer so sehr zu lateinamerikanischen Rhythmen, dass der ganze Saal ‚mitmusizierte‘. Zu dem Umstand, dass der komplette Saal plötzlich südländische Rhythmen im Blut hatte, trug auch die große Bandbreite an lateinamerikanischer Musik bei, bei der die Musiker und Zuhörer während der Musik förmlich tanzten und die Rhythmen im ganzen Körper mitfühlten. Und es war vermutlich gerade das gleichzeitige Spielen und Tanzen, das die Schüler am meisten beeindruckte. Mehr noch: Handglockenmusik ist nicht nur schön anzuhören, sondern war auch hier wieder ein Feuerwerk für die Augen: Ständig wurden Glocken gewechselt, mit dem Nachbarn getauscht, mal kräftig, mal zart bewegt, aber auch mit Mallets – Schlägeln, die aus mehreren Aufschlagstäben bestehen – angeschlagen, so dass immer wieder neue Klänge entstanden. Im Rahmen des vormittäglichen Programms konnten die Schüler dann sogar Fragen auf Spanisch oder Deutsch stellen; Lehrerin Charlotte Pohl dolmetschte dankenswerterweise vortrefflich und bemerkenswert kurzweilig.

Wie ansteckend und begeisternd der Auftritt der Musiker war, kann allein daran abgelesen werden, dass nicht wenige Schüler anschließend um ein Selfie mit den Musikern baten – die der Bitte nicht nur freundlich nachkamen, sondern ihrerseits ebenfalls um Selfies mit dem Publikum baten!

Am Abend um 18:00Uhr an diesem 30. September schließlich gab der Handglockenchor Encanto Handbell Ensemble ein festliches Konzert im Giebelsaal der ASS, das für die breite Öffentlichkeit zugänglich war. Dabei wurden erst drei Stücke in Kooperation mit dem Handglockenensemble der ASS gespielt – anschließend konnten die Zuhörer das Konzertprogramm der Kolumbianer hören. In diesem war besonders beeindruckend die große Bandbreite an Stücken von Popsong, so ,,Viva la Vida“, über Filmmusik wie ,,Fluch der Karibik“ und Originalkompositionen für Handglockenchöre bis hin zu vielen verschiedenen lateinamerikanischen Stücken mit Percussionbegleitung. Lehrerin Dr. Diemut Eickhoff, Leiterin des Handglockenensembles der ASS,  war stellvertretend für wohl alle Zuhörer und Beteiligten begeistert vom Gastspiel der Kolumbianer und machte darüber hinaus auf einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Gesichtspunkt aufmerksam: „Wichtig war auch die menschliche Begegnung: Über die Musik finden Menschen aus zwei Kontinenten innerhalb kürzester Zeit zueinander. Das war sehr schön zu erleben: Offenheit und Freude auf beiden Seiten!“                                                      

Vh

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