In deutsch-amerikanische Beziehungen muss man investieren!

Besuch des amerikanischen Generalkonsuls Richard T. Yoneoka aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Las Cruces an der Albert-Schweitzer-Schule/ Schüler des Amerikaaustauschs 2016 und 2018 diskutieren über deutsch-amerikanische Beziehungen

Ein schwarzer Chevy Suburban mit getönten Scheiben vor der Pausenhalle, daneben ein dunkler Van, auf dem Lehrerparkplatz ein weiterer PKW, Männer mit Ohrstöpseln im Wageninneren, Anzugträger mit Schlips und breiten Schultern vor dem Giebelsaal. Was war denn hier los? FBI an der ASS? Melania Trump zu Besuch? Oder gar Ivanka? Nein, nicht ganz, aber immerhin das LKA und einige Personenschützer.
Das Aufgebot, das an einem vergangenen Donnerstag für Betrieb und neugierige Blicke in unserer Schule sorgte, gab aber wenig Grund zur Sorge. Stattdessen hatte unsere Albert-Schweitzer-Schule die Ehre, den amerikanischen Generalkonsul aus Hamburg an unserer Schule begrüßen zu dürfen. Genauer gesagt: Dr. Weghöft sowie jene Schülerinnen und Schüler, die 2016/2017 am Austauschprogramm der Albert-Schweitzer-Schule mit der Arrowhead Park High School in Las Cruces/New Mexico im Rahmen des German-American Partnership Program teilgenommen hatten bzw. in diesem Jahr an dem Programm teilnehmen werden. Anwesend waren neben unserem Schulleiter zudem Austauschkoordinator Mirko Prasse (Austausch 2018) und Austauschkoordinator Thomas Volkhausen (Austausch 2016/17).

Richard T. Yoneoka, für den Norden Deutschlands zuständiger Generalkonsul, war aus Hamburg nach Nienburg angereist, um das diesjährige 25-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Nienburg und Las Cruces/New Mexico zum Anlass zu nehmen, die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu pflegen. Eingeladen worden war er vom Städtepartnerschaftskomitee. Und so nutzte er den Besuch, um mit dem Komitee und dem Bürgermeister zusammenzutreffen und sich ins Goldene Buch der Stadt Nienburg einzutragen. Sein erster Gang – oder besser: seine erste Fahrt im Chevrolet Suburban samt Geleitschutz – führte ihn allerdings an die Albert-Schweitzer-Schule. Yoneokas ausdrücklicher Wunsch war es, mit Schülerinnen und Schülern zusammenzutreffen, denen die U.S.A. ein besonderes Anliegen sind: Unseren Teilnehmern des letzten und kommenden Amerikaaustausches.
Im Giebelsaal kam der Generalkonsul dann mit den Schülern ins Gespräch über deutsch-amerikanische Beziehungen, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten, den hohen Wert des Austauschprogramms und Eindrücke der Schüler von Amerika beziehungsweise Eindrücke Herrn Yoneokas von Deutschland. Letztere umriss der Generalkonsul mit den Worten 'Bier', 'Fußball', 'Schnitzel' und 'Radwege', wohingegen unsere Schüler die Offenheit der Amerikaner hervorhoben, natürlich auch amerikanische Waffenliebe, die facettenreiche Kultur und Küche. Das etwa 1-stündige Treffen gab den Schülern dann die Gelegenheit, zahlreiche Fragen zu stellen, eine Gelegenheit, die sie mit Begeisterung nutzten.
Was denn eigentlich ein Generalkonsul sei? Als Generalkonsul sei er politisch neutral und arbeite dem amerikanischen Botschafter zu. Seine Aufgabe sei es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Grob umschrieben. „Beziehungen bedürfen einer intensiven Pflege, sonst werden sie brüchig“, so Yoneoka. „Und die Beziehungen zwischen Amerika und Deutschland bestehen zwar auch zwischen den staatlichen Institutionen, in erster Linie aber zwischen den Menschen.“
Warum Amerika und Trump das Handelsabkommen TTIP verhinderten? Replik des Generalkonsuls: Der vorherrschende Eindruck in Amerika sei der, dass Deutschland TTIP begraben habe. Warum sich Amerika von Deutschland entferne? Laut Yoneoka müsse sich das auch Deutschland fragen lassen und verwies auf das NATO-Bündnis, die gegenseitige militärische Beistandverpflichtung der Bündnispartner. Schon vor Obama habe eine repräsentative Umfrage in Deutschland herausgefunden, dass eine Mehrheit der Deutschen für den Fall, dass ein NATO-Bündnispartner angegriffen werde, die militärische Unterstützung für den NATO-Partner durch die Bundeswehr ablehne. Gefragt, ob sie ein militärisches Eingreifen der USA erwarteten, wenn Deutschland angegriffen werde, hätte dies die große Mehrheit bejaht.
Der überwiegende Teil des Gesprächs galt jedoch weniger der großen Politik und den Austausch der Ansichten darüber. Vielmehr waren die vielen Gemeinsamkeiten im Kleinen das Thema. Schülerinnen und Schüler des Austausches von 2016 berichteten von ihren sehr positiven Erfahrungen in Amerika. Es stellte sich heraus, dass durch den Austausch enge persönliche Verbindungen zwischen ihnen als Deutschen und den amerikanischen Freunden und Gasteltern geknüpft worden seien, die über die Zeit des Austauschprogramms Bestand hätten. Mehrere Schüler berichteten von für den Sommer oder später geplanten Reisen nach Las Cruces, über fortbestehende Kontakte via Skype und Facebook, über ein generell durch den Austausch gewecktes Interesse an Amerika. Der Generalkonsul bestätigte denn auch, wie auch ihn  und seine Kollegen der Austausch mit anderen Kulturen verändert habe und unterstrich, dass gerade die schulischen Austauschprogramme einen nicht zu unterschätzenden Wert für die gegenseitigen Beziehungen hätten.
Trish Gehle, Austauschschülerin für den Austausch 2018, fasste das Ereignis denn auch passend zusammen: Der Besuch des Generalkonsuls sei eine wertvolle „Erfahrung“ gewesen und es sei sehr interessant gewesen zu „sehen, wie wichtig sein Job ist.“ Und dies gilt nicht weniger für das Engagement des Städtepartnerschaftskomitees wie auch die Offenheit unserer Schüler für den Amerikaaustausch!

 

Vh

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