Hamburgs Stadtentwicklung hautnah erlebt

ASS-Schüler auf Exkursion

„Siedlungsräume in ihren Entwicklungen“ lautet das verbindliche Unterrichtsthema für das diesjährige Zentralabitur im Fach Erdkunde. Dies nahm ein Erdkunde-Schwerpunktkurs der Albert-Schweitzer-Schule (ASS) zum Anlass, sich vor Ort über aktuelle Stadtentwicklungsprozesse zu informieren: Zwei Tage lang erkundete der 14-köpfige Kurs unter der Leitung seines Erdkundelehrers Sebastian Toepfer die Freie und Hansestadt Hamburg.

Die Schülergruppe mit ihrem Lehrer Sebastian Toepfer am Stadtmodell von Hamburg in der BSU

Die Schülergruppe mit ihrem Lehrer Sebastian Toepfer am Stadtmodell von Hamburg in der BSU

Auf dem Programm stand zunächst ein Besuch in der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Bauassessor Hans-Jörg Reinicke gewährte den Nienburgern in einem fundierten Vortrag Einblicke in Chancen und Probleme der städtischen Entwicklungsplanung. Das übergeordnete Leitbild „Mehr Stadt in der Stadt“ ziele zwar auf eine erwünschte Innenentwicklung und Nachverdichtung des Stadtraumes, insbesondere um neue Wohnungen bauen zu können, stehe aber prinzipell im Konflikt mit dem ebenfalls erwünschten Ziel, attraktive Erholungsflächen bereitzustellen. Den angehenden Abiturientinnen und Abiturienten wurde deutlich, wie gegensätzlich die Interessen verschiedener Gruppen sein können: So unterscheiden sich die Wünsche alteingesessener Einwohner von denen der neu Hinzukommenden; die Belange privater Investoren sind oft andere als die der öffentlichen Hand. Reinicke verwies neben der HafenCity auf die künftigen Planungen des sogenannten Autobahndeckels für die A7, den „Sprung über die Elbe“ (Entwicklungsplanung Wilhelmsburg) und ausführlich auf das Projekt Mitte Altona.

Über die geplante Umgestaltung der Altonaer Mitte erfuhren die Schülerinnen und Schüler in einem Dokumentationszentrum mehr. Die Deutsche Bahn plant, den Kopfbahnhof Altona nordwärts zu verlagern. So werden insgesamt 75 Hektar innerstädtischen Raumes frei, die neu bebaut werden können. Für einen Teil dieser Fläche gibt es bereits einen Masterplan, der vorsieht, ca. 3500 Wohnungen zu errichten – in einer avisierten Drittelung von geförderten Wohnungen, Miet- und Eigentumswohnungen. Der Nienburger Gruppe wurde erneut bewusst, wie stark Hamburg auf eine Verdichtung der Stadt und eine Intensivierung der Wohnnutzung setzt. Auch wurde klar, dass die Forderung nach sozialer Ausgewogenheit im Wohnungsbau in Hamburg einen besonderen Stellenwert hat und gewissermaßen ein „heißes Eisen“ darstellt. Dies gilt auch für die HafenCity.

Vier Schülerinnen verfolgen die Ausführungen der Architektin Katrin Arps in der HafenCity

Vier Schülerinnen verfolgen die Ausführungen der Architektin Katrin Arps in der HafenCity

Am nächsten Tag stand eine Führung durch dieses elbnahe Gebiet auf dem Programm. Äußerst sachkundig informierte die Architektin Katrin Arps über das derzeit größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas, das eine Fläche von 157 Hektar umfasst. Zum Vergleich: Das Nienburger Gebiet Schäferhof ist etwa halb so groß. Der besondere Ansatz der zentral gelegenen HafenCity ist die Nutzungsmischung von Arbeiten, Wohnen, Erholen und Einzelhandel. Auch Bildungseinrichtungen entstehen. Zurzeit leben dort bereits ca. 2000 Menschen, bis zum Abschluss der Bauarbeiten im Jahr 2030 sollen es ca. 14000 Einwohner sein. Nach der Thematisierung der Elbphilharmonie im Unterricht konnten sich die jungen Erwachsenen vom Baufortschritt dieses umstrittenen Gebäudes überzeugen. Die Planungen der „kompakten Stadt“ wurden auch durch die Grundschule deutlich: Der Schulhof befindet sich auf dem Dach, in einem kleinen Park vor der Schule – einem sogenannten ‚Pocket Park‘- dürfen die Kinder nur unter besonderer Aufsicht spielen.

Nach der umfassenden Begehung dieses dynamischen Stadtquartiers bei eisigen Temperaturen traten die Oberstufenschüler den Heimweg an, im Gepäck eine Reihe unmittelbarer Eindrücke von einem bedeutenden norddeutschen Siedlungsraum in seiner Entwicklung.

 

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