Einstein zu Besuch bei Albert Schweitzer: Relativitätstheorie an der ASS
Die ASS hat "Einstein on Tour" zu Gast – viel Spaß beim interaktiven Verstehen der Relativitätstheorie.
„Schneller, du musst schneller radeln!“ Angefeuert von ihren Mitschülern, gibt sich Alessa aus der Klasse 7e auf dem Zweirad die größte Mühe. Nein, wir sind nicht im Sportunterricht: Die Siebtklässlerin ist vielmehr Versuchsobjekt in einem Relativitätsexperiment im Fach Physik. Und keine Sorge: Auch wenn Folgen hoher Geschwindigkeiten und starker Gravitationskräfte an diesem Tag untersucht werden, die Nachwuchsnaturwissenschaftlerin Alessa wird keine Verletzungen davontragen. Experimentiert wird nämlich nicht mit den Auswirkungen der Gravitation auf menschliche Körper, etwa, wenn sie im hohen Bogen vom Rad fallen und dank der Gravitation unangenehme Bekanntschaft mit dem Erdboden machen. Nein, unsere Alessa sitzt auf einem Standrad, und vor ihr auf einer Riesenleinwand ist die Tübinger Innenstadt zu sehen, durch die sie und ihre Mitschüler der Klasse 7e eine interaktive Fahrt machen. Dabei setzt der Fahrsimulator die Lichtgeschwindigkeit auf 30 km/h herab und macht so die Effekte der Speziellen Relativitätstheorie buchstäblich erfahrbar.
Relativitätstheorie: Das war doch Albert Einstein, nicht Albert Schweitzer! Ganz richtig, denn in den vergangenen Wochen war bei den Physikklassen von der fünf bis zur 12 "Einstein on Tour" zu Gast an der ASS. Dies ist eine Form des mobilen Unterrichts, ermöglicht durch die Stiftung Interaktive Astronomie und Astrophysik: Dabei fährt das Einsteinmobil deutschlandweit an Schulen und vermittelt durch interaktive Exponate die Effekte der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie.
Die Exponate, das sind sechs PC-Stationen, die derzeit im Unterrichtsraum aufgebaut sind. Eine Station ist eben der Fahrsimulator. „Ja, und da muss man auf das Laufrad steigen, rasch auf etwa 99% der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen – und dann passiert es!“, führt Elisabeth aus. Ja, was passiert denn, möchte man fragen. Ganz einfach: Dann nimmt man keinen Sturz unserer Radlerin wahr, sondern eine seltsame „Krümmung“ und Verzerrung der Häuserfronten Tübingens, die umso stärker wird, je schneller man fährt. Die Häuserfronten scheinen beinahe über der Bikerin zusammenzustürzen. Ursache ist aber nicht, dass Tübingens Altstadt schlechter gebaut wäre als die hiesige, wie manch stolzer Nienburger vermuten mag. „Hier handelt es sich um den Lichtlaufeffekt, der sich relativ zur gefahrenen Geschwindigkeit verhält“, erklärt Mara fachkundig. Die Verzerrungen sind eine Folge der Kombination von Längenkontraktion und Lichtlaufzeiteffekt. Besonders schön lässt sich das auch am Flugsimulator beobachten, an dem Caecile gerade sitzt und über eine virtuelle Insellandschaft kurvt, eine Inselwelt, die sich deutlich zu wölben scheint, wenn Caecile sich auf Lichtgeschwindigkeit beamt.
„Der Unterricht war richtig spannend, lobt Mara. „Ja, jede Station wurde im Physikunterricht von einer Gruppe betreut, die dann der Klasse das Experiment an dem jeweiligen Exponat vorgeführt und naturwissenschaftlich erklärt hat.“ Alessa, Elisabeth und Caecile stimmen Mara zu und ziehen stellvertretend für die ganze Klasse ein zufriedenes Fazit: „Durch das praktische Ausprobieren hat der Physikunterricht viel Spaß gemacht.“ Sternstunden der Physik, könnte man sagen. „Ja, aber durch Lichtablenkung im Gravitationsfeld extrem großer Massen wie Galaxienhaufen oder Schwarzer Löcher könnten es durch Gravitationslinsen zu Einstein-Ringen verzerrte Sterne sein“, würden die Schüler der 7e wohl sagen, wollen aber in den Naturwissenschaften auf jeden Fall weiter nach den Sternen greifen. Denn: Es ist mehr als nur ein Gerücht, dass in wenigen Wochen der Bau von Raketen auf dem Lehrplan steht…
Vh