„Das Erinnern aufrechterhalten“
Gedenkstättenfahrt des Kirchenkreises Nienburg nach Oświęcim (Auschwitz) in Polen
Vom 30.10. bis 05.11.2022 fuhren 46 Schülerinnen und Schüler von fünf Schulen aus dem Landkreis Nienburg, sowie acht Begleitpersonen auf Gedenkstättenfahrt nach Oświęcim (Auschwitz), um sich vor Ort mit der Shoa auseinanderzusetzen und auch als junge Generation das Erinnern an die nationalsozialistischen Verbrechen aufrecht zu erhalten.
Nach der Ankunft in der internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) besuchte die Gruppe den historischen Stadtkern Oświęcims, in dessen jüdischem Museum auf die lange Geschichte jüdischen Lebens an diesem Ort geblickt wurde. Anschließend bereiteten Referenten und Referentinnen der IJBS einen Einstieg in das Thema Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus.
Am zweiten Tag der Fahrt stand die Besichtigung der Gedenkstätte Auschwitz Stammlager I an, welches erschreckend nah am Stadtzentrum der 40.000 Einwohner- Stadt liegt. Die Schülerinnen und Schüler nahmen die Stimmung während der dreistündigen Führung als überaus bedrückend wahr, fast als trüge man dauerhaft eine Last auf seinen Schultern, schilderte ein Teilnehmer. Besonders das Wissen um die auf dem Gelände geschehenen Verbrechen sorgte für eine beklemmende Atmosphäre, die emotional als sehr anstrengend erlebt wurde. Das Nachmittagsprogramm in Form von Workshops, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, bot die Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten und die eigenen Gedanken mitzuteilen, auch im Bezug auf Krieg und Verfolgung heutzutage.
Der Besuch des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am dritten Tag der Fahrt machte den Teilnehmenden die erschreckende Größe und Dimension des Lagers bewusst, auf eine Art und Weise, wie es nur bei einem persönlichen Besuch dieses Geländes möglich ist. Im Anschluss wurde das Erlebte und Gefühlte in kleineren Gruppen besprochen, wobei deutlich wurde, dass auch ein Gefühl der Überforderung in der Auseinandersetzung mit Auschwitz-Birkenau eintrat.
Am Donnerstag standen gleich zwei Besuche von Ausstellungen an. Die Schülerinnen und Schüler teilten sich auf; eine Gruppe besuchte das Gedenkmuseum der Einwohner von Oświęcim, welches die Geschichte der Stadt, sowie die Pläne der Nationalsozialisten in dieser dokumentierte. Durch Audioguides konnte dieser Abschnitt der Geschichte selbstständig erforscht werden, was mit großem Interesse angenommen wurde. Die andere Schülergruppe besuchte eine Ausstellung des Künstlers Marian Kołodziej im Kloster Harmeze, der seine fünfjährige Gefangenschaft im Stammlager I, zeichnerisch verarbeitet hat. Die künstlerische Darstellung wirkte durch das Persönliche und Emotionale, das ihr innewohnte besonders eindrücklich auf die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung.Im Anschluss arbeiteten die Schülerinnen und Schüler wieder in ihren Workshops zusammen, um die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit Auschwitz gemeinschaftlich, am Abend zu präsentieren.
Den letzten Tag verbrachte die Gruppe in Krakau. Nach einer Stadtführung durch das jüdisch geprägte Viertel und ehemalige Ghetto Kazimierz fanden sich alle im Galicia Jewish Museum ein, zu einem Gespräch mit der Zeitzeugin Monika Goldwasser. Diese hat ihre Eltern in der Shoa verloren und selbst nur durch Glück und in einer Adoptivfamilie überlebt. Die Ausführungen Goldwassers berührten die Schülerinnen und Schüler, besonders als sie ihren simplen und doch so schwierigen Wunsch an die junge Generation formulierte: „Eigentlich müsst ihr nur darauf achten, nett zueinander zu sein!” Den Abend lies man in einem jüdischen Restaurant ausklingen, stimmungsvoll begleitet von Klezmer-Musik, was einen harmonischen Abschluss der Gedenkstättenfahrt bildete und die Lebendigkeit jüdischer Kultur hervorhob.
Am Tag der Abfahrt legte eine kleine Gruppe von Teilnehmenden im strömenden Regen einen Kranz an der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau nieder. Anschließend traten alle die Rückreise an.
Am Samstagabend gegen 22 Uhr kamen alle Teilnehmer erschöpft, aber mit einem nun reicheren Schatz an Erfahrungen wieder in Nienburg an.
In diesem Sinne möchten wir uns bedanken: Bei dem Kirchenkreis Nienburg, der Landeskirche Hannover, sowie dem Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend, dessen Förderung die Fahrt überhaupt erst möglich gemacht hat.
Unser Dank gilt ebenso allen Teilnehmenden: Den Schülerinnen und Schülern, die sich des komplizierten Themas angenommen haben , genau so wie den Begleitpersonen, die diese Fahrt mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen begleitet haben.
verfaßt von Alina und Charlotte (Jahrgang 12)
Fotos: Paul-Jasper (Jahrgang 12)