„Dann begegnen Sie Kunst“: Schülerinnen und Schüler organisieren Ausstellung im Gerichtszentrum
Auch in diesem Jahr gibt es wieder „Kunst am Gericht“, die gemeinsame jährliche Kunstausstellung der Nienburger Gymnasien. Dieses Mal übernahm das MDG den Aufbau und die Organisation, und steuerte natürlich auch wieder jede Menge Kunstwerke bei!
Die Ukulele klang fröhlich, Quynh Mai Linh Le sang aber eher melancholisch dazu: „… this world can race by far too fast“, die Welt zieht schnell an uns vorbei. Wichtig werden dabei Momente, in denen man Zeit hat, etwas auch einmal auf sich wirken zu lassen. Mit Gänsehaut und gebannt hörten die Besucher, die zahlreich ins Nienburger Gerichtszentrum (ehemalig Amtsgericht) gekommen waren, Quynh Mai Linh Le (Gitarre und Gesang), Vivien Strangfeld (Gesang) und Elina Fischbach (Klavier) bei ihren emotionalen und fesselnden Darbietungen zu, und es wurde ganz still im Sitzungsaal, in dem sonst Fälle verhandelt und Urteile gesprochen werden. Damit boten die drei Schülerinnen einen ersten imposanten Vorgeschmack auf das, was die Kunstaustellung der ASS und des MDG allen Interessierten bieten sollte, und was die Nienburger Schülerinnen und Schüler künstlerisch zu bieten haben.
Die Idee, Schülerarbeiten in die Flure zu hängen, hatte Amtsleiter Bernd Bargemann 2011. Seit 2012 stellen die Gymnasien gemeinsam jährlich aus, seit 2014 in abwechselnder Regie. Das Gerichtszentrum stellt hierfür 140 Bilderrahmen sowie Aufhängungsaterial zur Verfügung und bezahlt die Drucksachen wie etwa 2500 Einladungskarten dieses Jahr. Bei der Ausstellungseröffnung am 20. Februar betonte Herr Bargemann in seinen Eröffnungsworten die große Freude, die die Ausstellung jedes Jahr für ihn und das Gericht sei. Sie verleihe den Fluren einen neuen Anstrich und gebe so dem ganzen Gebäude eine ganz neue Atmosphäre.
Für Kunst-Fachobmann Bernhard Firley liegt der Zusammenhang zwischen Schule, Kunst und Gericht in dem Spannungsfeld zwischen Regeln und Freiheit. Das Gericht schränke den Einzelnen durch Einhaltung von gesetzlichen Regeln zwar ein, dies erhalte aber letztlich die Freiheit aller. Auch die Schule schränke Schülerinnen und Schüler ein, arbeite aber insgesamt an der bestmöglichen Entfaltung aller Beteiligten. Und die Kunst? Die viel gepriesene künstlerische Freiheit? Auch hier seien Regeln immer etwas Stilbildendes gewesen, wenn es auch oft „nur“ darum ginge, die Regeln zu brechen: „Wer etwas Neues erschaffen wollte, musste wenigstens eine akzeptierte Regel finden, die er niederreißen konnte.“, so Firley. Er empfiehlt, diesen Regeln beim Gang durch die Ausstellung, die noch weiter im Gerichtszentrum betrachtet werden kann, nachzuspüren: „Wenn Sie etwas Neues entdecken, das Ihnen einen frischen Blick auf die Dinge gibt, etwas mit eigenen Regeln, dann begegnen Sie Kunst.“
Dieses Jahr bietet die Ausstellung viel Abwechslung. Die Kurse von Franziska Frey und Jutta v. Rohde Diezelsky sowie von Michael Klauß haben organische sowie anorganische Strukturen im Sinne fotografiert. Die Schülerinnen und Schüler von Hans-Dieter Sommer haben sich intensiv mit ungegenständlichen Progressionen von Formen auseinandergesetzt. Bei Anja Vogt konnten die Klassen ausprobieren, sich in Farbe und Form in Stillleben abzubilden. Da wurde viel „gekämpft“ mit den richtigen Farben, Formen und Blickwinkeln. Und das unter immer schwierigeren Bedingungen. Lehrermangel, Abordnungen, Stundenkürzungen, das trifft das Fach Kunst immer besonders und oft als eines der ersten Fächer. Da ist es für die Lehrkräfte und Klassen oft ein besonderer Kraftakt, eine solche Ausstellung jedes Jahr wieder auf einem solch hohen Niveau zu realisieren. Dass die Ausstellung der eigenen Kunstwerke für Schülerinnen und Schüler äußerst wichtig ist, darin sind sich die Kolleginnen und Kollegen einig: „Die Ausstellungsgestaltung bei diesem überwältigenden Platzangebot im Gericht bietet viel praktische Erfahrung. Aber etwas zu produzieren, das von Vielen wahrgenommen und nicht „nur“ benotet wird, worüber sich die Leute äußern und was sie bewerten, das ist wertvoll!“, so Sommer.
Bernhard Firley sprach in seinen Dankesworten von einen großen Gemeinschaftswerk: „Zuerst wäre da Bernd Bargemann, Leiter des Gerichtszentrums und Vater der Idee. Ebenso gilt mein Dank den MitarbeiterInnen des Hauses, die hier mit Getränken für unser leibliches Wohl sorgen sowie dem Wachteam, die uns im Vorfeld des Aufbaus unterstützt haben. Dank auch für die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen der Nachbarschule und Dank meinen Kolleginnen. Ganz besonders gilt mein Dank aber den SuS, die ihre Bilder zur Verfügung stellen und schließlich Elina Fischbach, Quynh Mai Linh Le und Vivien Strangfeld, die hier für einen stimmungsvollen Rahmen sorgen.“
Wenn Sie Lust haben, nehmen Sie sich doch Zeit und schauen im Nienburger Gericht (Berliner Ring 98) vorbei. „… this world can race by far too fast!“
(Text und Fotos Rb/MDG)