ASS pflegt Auslandskontakte auch in Coronazeiten

Enge Beziehungen zu Partnerschulen in Frankreich, Indien und den USA/Nächste Fahrten nach Eastbourne,England und Las Cruces, U.S.A. geplant/ Partnerschulen berichten von Coronasituation in ihrem Land

नमस्ते! Namastee ! –  Hello!Bonjour! – Schülerinnen und Schüler, die die Albert-Schweitzer-Schule besuchen, sind in ihrer Schullaufbahn vielleicht schon von einem Muttersprachler auf Auslandsfahrten oder bei Gegenbesuchen auf solche Weise freundlich begrüßt worden.  Selbst in diesen Coronazeiten erreichen Grüße wie diese die ASS. Gerade in diesen Zeiten! Die Albert-Schweitzer-Schule pflegt nämlich seit vielen Jahren Partnerschaften mit Indien, Amerika und Frankreich, sogar Fahrten nach Polen und nach Spanien sind bereits durchgeführt worden und blicken zum Teil auf eine lange Tradition zurück. Und Achtklässler haben die Möglichkeit, Eastbourne in England zu besuchen. Ruht dies nun in Coronazeiten? Keineswegs! Welche Auslandsfahrten führt die ASS eigentlich durch? Und: Wie erleben die Partner im Ausland die Coronazeiten?

Seit Jahren führt die ASS Fahrten nach Eastbourne durch. Auch diesmal ist eine Fahrt für 50 Achtklässler geplant, die in Gastfamilien einen Sprachkurs absolvieren,  ihr Englisch in natürlichen Situationen selbst ausprobieren können und zugleich Land und Leute kennenlernen. Neben dem Sprachunterricht bei einheimischen Lehrern finden Ausflüge nach Brighton und London sowie eine Wanderung an den örtlichen Klippen entlang statt. Zuvor besuchendie Teilnehmer an der ASS eine AG, die die Schüler sprachlich, organisatorisch, aber auch emotional auf die Fahrt vorbereitet. ,,Was Eastbourne 2020 betrifft, so haben wir den Fahrttermin erst einmal verschoben, statt im Juni ist nun geplant, im Herbst vom 25.9.-2.10.2020 zu fahren – je nachdem, wie die Lage sich entwickelt, selbstverständlich”, erklärt Claudia Wengler, die die Englandfahrt koordiniert.

Wir wenden den Blick nach Frankreich. Seit 2001 besteht dieses Austauschprogramm, initiiert durch Antje Falldorf-Podehl auf deutscher und Regina Carrique auf französischer Seite. Alle zwei Jahre findet der Austausch mit der Partnerschule Lycée Raymond Queneau in Yvetot, Normandie statt, an dem etwa 25 Neunt- und Zehntklässler auf beiden Seiten mit großer Begeisterung teilnehmen. Bei jedem Austausch besuchen die Franzosen im November die ASS, der Gegenbesuch in Yvetot erfolgt im Februar des darauffolgenden ungeraden Jahres. „Während des etwa 10-tägigen Austauschs sind die Schülerinnen und Schüler einzeln in Gastfamilien untergebracht, besuchen etwa drei Tage die Partnerschule, führen gemeinsame Projekte durch, unternehmen Ausflüge nach Paris, Rouen, die Küste der Normandie bzw. Hamburg, Celle, Hannover, Bergen-Belsen – und verbessern ganz nebenbei ihre Fremdsprachenkenntnisse“, berichtet Kerstin Blunk, Fachobfrau Französisch, die zusammen mit Dirtje Reuter derzeit den Austausch durchführt. Kerstin Blunk ergänzt: „Ziel ist aber auch das Kennenlernen der anderen Kultur und des Schulsystems, der Abbau von Vorurteilen, die Förderung von Anpassungsfähigkeit und Toleranz.“ Der nächste Austausch ist für das Schuljahr 2021/22 angedacht.

‘Amerika, Amerika’ heißt es für knapp 20 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12 im Herbst. Dann soll nämlich der nächste Austausch mit der Arrowhead Park High School in Las Cruces im US-Bundesstaat New Mexico stattfinden, genauer gesagt vom 3. bis 21. Oktober. Alle zwei Jahre findet dieses Highlight in der Oberstufenzeit statt – und das seit 1987! Die ASSler verbringen einen knappen Monat in Amerika, wohnen je einzeln in Gastfamilien, besuchen die Schule, halten Vorträge im Unterricht und führen gemeinsame Projekte durch. Natürlich düfen auch Ausflüge nicht fehlen. Besonders beliebt ist der Ausflug nach White Sands, wo alle gemeinsam picknicken und rodeln gehen, mitten in der Wüste! Beim Gegenbesuch nehmen die ASSler ihren Amerikaner für drei Wochen auf, Besuche in Hamburg, Bremerhaven, und viele gemeinsame Unternehmungen schließen sich an. Geleitet wird der Austausch derzeit von Mirko Prasse und Lea Möller. Wie die Eastbournefahrt, so ist auch der Amerikaaustausch wichtiger Bestandteil des bilingualen Konzepts der ASS.

Hilde Munk ist verantwortlich für eine ganz besondere Partnerschaft, denn die ASS pflegt seit mehr als 10 Jahren zusammen mit dem Verein „Arivu-Zukunft durch Bildung e.V.“ (www.arivu-nienburg.org) eine Partnerschaft mit dem St. Johns Wohnheim in Neerpair (Tamil-Nadu, Südindien). „Regelmäßig fährt eine Gruppe der ASS nach Indien, um sich dort mit den Schülern, Lehrern und Projektverantwortlichen auszutauschen. Im Gegenzug bekommen wir auch Besuch aus Indien, so dass alle Schülerinnen und Schüler der ASS die Chance haben, aus erster Hand etwas über das Leben in Indien zu erfahren“, berichtet Frau Munk. Die meisten Schülerinnen und Schüler der Dr. Aulappa Schule und des St. Johns Wohnheims stammen aus Dalitfamilien (Kastenlosen). Diese Gruppe der Gesellschaft wird auch heute noch von großen Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen und benachteiligt. Die ASS ermöglicht durch Spenden 30 Kindern und Jugendlichen die Unterbringung im St. Johns Wohnheim und somit die Chance auf eine gute Schulbildung und eine Möglichkeit, der Armut zu entfliehen. Um Spenden zu sammeln, gibt es z.B. jährlich den sozialen Tag der ASS und mehrere kleine Aktionen von einzelnen Klassen oder der Indien-AG.Außerdem erklären sich immer wieder Klassen bereit, eine Patenschaft für eine Schülerin oder einen Schüler im St. Johns Wohnheim zu übernehmen. Alle Kinder aus diesen Klassen spenden monatlich 1€ und können somit als Klasse einen Platz im St. Johns Wohnheim finanzieren.

Zu den Partnerschulen unterhält die ASS auch in Zeiten von ‘social distancing’ und Corona „funktionierende Fernbeziehungen”, wie Kerstin Blunk augenzwinkernd bemerkt. Aktuell berichten die Partner auch von ihrer Situation in Coronazeiten. „Seit Mitte März gibt es in Frankreich keinen Schulunterricht mehr, dafür aber verpflichtendes Homeschooling mit Aufgaben und Videokonferenzen. Der Schulbeginn ist frühestens am 11. Mai. Die Abiturprüfungen wurden abgesagt, die Schüler bekommen die Vornoten als Abinoten, ansonsten  herrscht Ausgangssperre“, weiß Kerstin Blunk von ihren Partnern in Yvetotzu berichten. 

Aus Las Cruces in New Mexico schreibt Ingrid Luchini, Koordinatorin des Autausches auf US-Seite, dass es einige Verbote, meist aber nur Richtlinien gebe: “Gruppen von bis zu 5 Leuten dürfen zusammen spazierengehen; bei uns im Viertel gehen die meisten allein oder zu zweit. Hier im Süden ist es leicht, sehr wenig anderen Leuten zu begegnen. Die Wüste ist sozusagen gleich vor der Tür.“ Sportanlagen seien dennoch geschlossen, kulturelle Veranstaltungen abgesagt.  Supermärkte, Baumärkte, Apotheken, Geschäfte mit Pflanzen, die auch essbar sind, seien geöffnet, begrenzten aber die Besucherzahl. Restaurants ist der ‘curbside take-out’ (Essen zum Mitnehmen) gestattet. Mundschutz sei im Supermarkt empfohlen, auf 1,80m Abstand werde streng geachtet. Gottesdienste und Schulunterricht findet nur über ‘Zoom’, also Internet, statt. Noch sei die Stimmung gelassen.

 Dies ist in Indien nicht der Fall. Dort gibt es strikte Ausgangssperren, die Polizei setzt diese Regeln streng durch. „Auch an unserer Partnerschule, der Dr. Arulappa Schule in Neerpar, findet kein Unterricht mehr statt“, berichtet Frau Munk. „Die Schülerinnen und Schüler, die im St. Johns Wohnheim für Schülerinnen und Schüler neben der Schule untergebracht sind, wurden alle nach Hause oder zu Verwandten geschickt.“ Die strengen Corona-Regeln träfen die Randgruppen der indischen Gesellschaft besonders hart. Im Falle von Indien seien dies dies vielen Hundertmillionen Menschen. „Auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler unserer Partnerschule sind in vielen Fällen unorganisierte Arbeiter, die für Tages- oder Wochenlöhne arbeiten und jetzt nicht mehr arbeiten dürfen. Dadurch haben diese Menschen jetzt keine Möglichkeit mehr, Geld zu verdienen und sie haben auch keine staatlichen Absicherungen“, beklagt Frau Munk. Hinzu komme, dass die Familien in den Dörfern der Dalits mit vielen Menschen auf sehr engem Raum zusammenlebten und dass es oft nur einen Wasseranschluss für das gesamte Dorf gebe, so dass die Menschen nicht die Möglichkeit hätten, sich an die Hygieneempfehlungen zu halten. „Gerade auch in diesen Zeiten ist die Unterstützung der Partnerschule durch Arivu und die Indien-AG der ASS besonders wichtig. Unsere Freunde und Partner in Indien versuchen, diese Menschen durch Lebensmittelspenden und durch Tipps für eine sinnvolle Tagesgestaltung zu unterstützen“, erläutert Frau Munk.

Auslandsfahrten und Austauschprogramme der ASS werden daher aus vielen Gründen hochgehalten: Sie ermöglichen das Pflegen von Partnerschaften und Erleben anderer Sprachen und Kulturen hautnah, aber bedürfen auch der Pflege der ‘funktionierenden Fernbeziehungen’ in Zeiten wie diesen. Dem hat sich die ASS verschrieben.

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