Alles hat seine Zeit
ASS-Chöre wirken mit bei der Verabschiedung des Kantors Christian Scheel in St. Martin
Was ist die Zeit? Laut Lexikon: Das im menschlichen Bewusstsein unterschiedlich erlebte Vergehen von Gegenwart; die nicht umkehrbare, nicht wiederholbare Abfolge des Geschehens, die als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft am Entstehen und Vergehen der Dinge erlebt wird.
Zeit. Am Sonntag, dem 22.09.2024, rückte die Zeit in besonderem Maße ins Bewusstsein. Dann nämlich wurde in der gut gefüllten St. Martins-Kirche der Kantor Christian Scheel verabschiedet. Und für diesen Anlass hatte er ein neues Werk komponiert, das unter dem Titel „Alles hat seine Zeit – (K)ein Requiem“ uraufgeführt wurde.
Bereits lange im Vorfeld hatte er die beiden Chorleiterinnen Antje Falldorf-Podehl und Christina Hinzmann-Suckel angeboten, mit den Chören der ASS mitzuwirken. Wenn auch zum damaligen Zeitpunkt noch nicht klar war, wie das Werk am Ende aussehen würde, so stand doch der thematische Schwerpunkt fest: Krankheit, Tod und der Umgang mit der eigenen Endlichkeit. Inspiriert von einer Person aus dem Bekanntenkreis des Kantors, die mit einer Krebs-Diagnose umgehen muss und dies auch aktiv tut, nahm Scheel sich dieser Inhalte an.
Sich dieser Thematik im schulischen Kontext zu nähern, ist eine schwierige, aber gleichfalls wichtige Herausforderung. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch die vor kurzem begründete Kooperation der ASS mit dem Kinderhospiz „Löwenherz“. Somit waren die Chorleiterinnen offen für die Mitwirkung der jungen ASS-Sängerinnen und -Sänger bei diesem Konzert.
Parallel setzten sich Schülerinnen und Schüler aus dem 10. Jahrgang in einigen Religionsunterrichtsstunden mit Christian Scheel und ihrer Lehrerin Konstanze Renn mit dem Thema unter der Fragestellung „Was würde ich tun, wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte?“ auseinander. Das Ergebnis waren berührende Texte und Gedanken, die bei der öffentlichen Generalprobe von den beteiligten Schülerinnen und Schülern einleitend vorgetragen wurden. Beim Konzert war dieser Beitrag aufgrund technischer Probleme leider nicht zu hören ist aber hier verfügbar.
Die ASS-Schulchöre mit Sängerinnen und Sängern der Jahrgänge 5 bis 8 bzw. 9 bis 13 sollten in Scheels Werk an einigen Passagen zu der Kantorei hinzukommen. In den Chorproben hatten sich die Chöre der manchmal schwierigen Musik angenommen, denn ungewohnte Harmonien und Melodieführungen ließen die Passagen nicht so einfach ins Ohr gehen.
Bereits bei Scheels Weltraum-Kompositionsprojekt „at nox“ 2022, in das ebenfalls Schulklassen der ASS eingebunden waren, hatte sich eine seltene und wertvolle Möglichkeit für die jungen Nachwuchsmusiker geboten, zeitgenössische Musik hautnah mitzuerleben und mitzugestalten.
So auch jetzt: Im Konzert zusammen mit Orchester, Kantorei, Orgel und Gesangssolisten zu singen, war für alle ein eindrucksvolles Erlebnis, vor allem auch, dass sie bei einer Uraufführung mitwirken konnten.
Und die Zeit? In diesem Fall sicher ein intensives, herausforderndes, unvergessliches menschliches Erleben dessen, was Zeit genannt wird.
Antje Falldorf-Podehl/Christina Hinzmann-Suckel