Albert-Schweitzer-Schule hat jetzt eine eigene Seelsorgerin
Die Albert-Schweitzer-Schule hat jetzt eine Schulseelsorgerin. Deutsch- und Religionslehrerin Annette Heydorn hat sich dafür qualifiziert, indem sie am Religionspädagogischen Institut (RPI) in Loccum zunächst einen zweitägigen Grundkurs und dann fünf jeweils dreitägige Seminare besuchte. In Loccum war es davor auch, wo die 46-Jährige im Rahmen einer Fortbildung auf das Thema überhaupt aufmerksam geworden war.
Nicht in der Bibel gelesen
Daraufhin erzählte sie Schulleiter Dr. Sebastian Wegener von ihrem Wunsch, Schulseelsorgerin zu werden. „Er ist auch Religionslehrer, war sofort offen dafür und sagte, das sei eine gute Sache“, erinnert sich Heydorn. Und so legte sie los mit ihrer Qualifizierung. „Wir haben da aber nicht in der Bibel gelesen“, sagt die Lehrerin lachend und will damit gleich einem falschen Bild vorbeugen: „Es ist eine systemisch-psychologische Ausbildung.“
Die Bestandteile dieser von der Hannoverschen Landeskirche finanzierten Ausbildung sind vielfältig – es geht unter anderem um „entwicklungspsychologische Grundeinsichten“ und „interaktive Elemente des Seelsorgegesprächs“, wie in Heydorns Zertifikat zu lesen ist. Hinter diesen doch etwas sperrigen Bezeichnungen verbergen sich ganz praktische Inhalte. „Viele Lehrkräfte haben ein Helfersyndrom, und ich habe zum Beispiel gelernt, dass ich die Probleme anderer nicht lösen, aber beim Lösen helfen kann“, erklärt die 46-Jährige, die seit fast 15 Jahren an der ASS unterrichtet.
Sie hat ebenfalls gelernt, in gewissen Situationen erst einmal Ruhe zu bewahren und zu reflektieren statt sofort in hektische Betriebsamkeit zu verfallen. „Wenn ich gerade am Kopierer stehe, ein Schüler zu mir kommt und sagt: ‚Mein Opa ist tot.‘ will er es mir vielleicht nur sagen und kam ganz bewusst, während ich am Kopierer beschäftigt bin.“
Ihrer ersten umfassenderen Aufgabe stand Heydorn bereits gegenüber: Der plötzliche Tod des ehemaligen ASS-Schulleiters Dr. Ralf Weghöft hat sowohl im Kollegium als auch in der Schülerschaft für große Trauer gesorgt. Die 46-Jährige gestaltete einen Trauertisch mit Kondolenzbuch und Foto des Verstorbenen, und natürlich stand sie für Gespräche zur Verfügung.
Schulseelsorgerin behandelt alle Gespräche vertraulich
Die Schulseelsorgerin unterliegt einem priesterlich-pastoralen Schweigegelübde, was bedeutet, dass sie den Inhalt aller Gespräche vertraulich behandelt. Grundsätzlich kann jeder zu ihr kommen – unabhängig von der Religions- und Konfessionszugehörigkeit. „Ich gehöre gemeinsam mit der Schulsozialarbeit und Beratungslehrkräften zur sogenannten Caring Community“, sagt Heydorn, die auch Mitglied des Kirchenvorstandes St. Martin ist.
Ein großes Projekt, das jetzt für die Schulseelsorgerin auf dem Programm steht, ist, dass die ASS Kooperationsschule des Kinderhospizes Löwenherz sein möchte – dazu hat Heydorn auch die Abschlussarbeit für ihre Qualifizierung geschrieben. Aktuell überlegt die 46-Jährige, in welcher Form sie Schülerschaft und Lehrkräften regelmäßig Rat und Hilfe anbieten will, denkbar sei zum Beispiel eine Sprechstunde.
„Raum der Stille“ am Marion-Dönhoff-Gymnasium
Wie Schulseelsorger ihre Unterstützung genau gestalten, steht ihnen frei. So beaufsichtigt beispielsweise Kerstin Brüggemann, die seit 2009 Schulseelsorgerin am Marion-Dönhoff-Gymnasium ist, in jeder ihr zur Verfügung stehenden Pause den „Raum der Stille“ für Schülerinnen und Schüler und bietet auf Nachfrage der Kinder und Jugendlichen Klangschalenpausen an. Dieses Angebot wird laut Schulleiter Lutz Kulze-Meyer in der Regel mehrmals in der Woche angenommen. Kathrin Abmeier ist seit Ende 2016 Schulseelsorgerin am MDG. Seit 2010 organisiert und gestaltet sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Fachgruppe Religion sowie Schülerinnen und Schülern den Weihnachtsgottesdienst des MDG.
Schulseelsorger werden zunächst für sechs Jahre von der Kirche beauftragt und können dann verlängern. Darüber hinaus werden ihnen regelmäßig Auffrischungskurse, Weiterbildungen und Jahrestreffen angeboten. Heydorn freut sich schon auf die Treffen ihrer Gruppe, mit der sie ihre Ausbildung gemacht hat, denn der Austausch untereinander sei wichtig. „Außerdem ist für mich die Nähe zum RPI in Loccum gut, um die Ausbildungsinhalte noch mal zu refreshen“, sagt die 46-Jährige.