Erdkunde mal anders …

Spannender Vortrag zur „Landraub“- Ausstellung/  Ro Alognon berichtet über Landraub in der Subsahara und stößt bei Leistungskursen Erdkunde auf riesiges Interesse

Nein, das hatten die Schülerinnen und Schüler der Erdkunde-‚Leistungskurse‘ bisher nicht gewusst: Mit dem Kauf und Verzehr oder Verbrauch vieler Produkte trägt ein jeder von uns zum Landraub irgendwo auf der Welt ein wenig bei. Diese Einsicht verdanken sie einem Unterricht, der diesmal so ganz anders ablief in den Erdkundekursen unter der Leitung von Lehrer Oliver Beckmann bzw. Lehrer Sebastian Toepfer. In dieser Woche erhielten die Kurse nämlich Besuch von dem Politikwissenschaftler Ro Alognon, der aus Togo stammt. Zum Hintergrund: Die Schülerinnen und Schüler der Erdkundekurse beschäftigen sich derzeit mit dem Thema ‚Subsahara/Afrika‘. Anlässlich der ‚Landraub‘-Ausstellung,  die zur Zeit in Nienburg zu besichtigen ist und mit der sich die Kurse zuvor schon intensiv auseinandergesetzt hatten, hielt Herr Alogmon einen sehr anschaulichen Lichtbildvortrag über Landraub in der Subsahara. Als gebürtiger Togolese konnte er aus erster Hand Tatsachen und Hintergründe zu Landnahme und Vertreibung schildern.

Eindrucksvoll deckte der in Bremen ansässige Politikwissenschaftler auf, was beispielsweise eine Tankfüllung ‚E10-Kraftstoff‘ mit Landraub zu tun hat. So enthüllte er, dass Kleinbauern in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht selten Landenteignungen hinnehmen müssten oder dass ausländische Agrar-Großkonzerne ihnen Land gegen eine geringe Entschädigung abkauften, um ihre Anbauflächen zu maximieren. Ziel der oft auch europäischen Konzerne sei es, diese Ackerflächen zum Anbau von Energiepflanzen zu nutzen, die den wachsenden Bedarf an Beimischungen für Agrokraftstoffe decken sollen. Die Existenzen der Kleinbauern würden somit zerstört und ein Teufelskreis aus Hunger, Armut und Vertreibung ausgelöst.

„Herrn Alognon im Unterricht begrüßen zu dürfen, war ein Riesengewinn für den Kurs“, unterstrich Sebastian Toepfer, Leiter eines der Erdkundekurse. „Da wir uns gerade dem Thema ‚Subsahara/Afrika‘ widmen, war es für die Schüler spannend, jemandem zu begegnen, der aus dem Gebiet stammt.“ Bei dieser Gelegenheit erfuhren die Erdkundeschüler, dass in Togo, ja in weiten Teilen der Subsahara die ethnische Zugehörigkeit bei Streitfällen weit mehr zähle als die Frage, wer wirklich im Recht sei. Viele Schüler zeigten sich zudem überrascht davon, dass Diktatoren dort ihre eigene Bevölkerung ausnutzten und kaum demokratische Prozesse zuließen. Andererseits lernten sie, dass auch westliche Konzerne afrikanische Regime nutzten, um Bauern zu enteignen und zu vertreiben, um an deren Land zu gelangen.

Im Anschluss an den Vortrag stellten die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit Überlegungen an, was man als Einzelner gegen Landraub unternehmen könnte. Viele Schüler übten in dem Zusammenhang Kritik an dem Verkauf von E-10-Kraftstoff, da dessen 10-prozentiger Ethanolanteil zu dem Pflanzanbau auf geraubtem Land  beitrage. Auch in der Aufklärung über das Thema sahen viele eine Möglichkeit, Landraub einzudämmen.  „Wenn wir das Thema nicht im Unterricht gemacht hätten, wüssten wir vom Landraub und der Enteignung von Kleinbauern gar nicht“, stellte ein Schüler fest. Das Thema und besonders der Vortrag stieß bei den Schülerinnen und Schülern auf ein dermaßen großes Interesse, dass Herr Alogmon noch lange nach dem Klingeln zum Stundenende von Schülern belagert und mit Fragen bestürmt wurde. „Vier Schüler des Leistungskurses wollen ihr Wissen nun sogar nutzen, um einem Grundkurs an der ASS  ihr neu erlangtes Wissen zu vermitteln“, zog Herr Toepfer zufrieden Fazit.

„Landraub – Profit.Macht.Gier“ – so lautet auch der Titel einer Ausstellung, die zunächst in der Albert-Schweitzer-Schule und noch bis Sonntag, dem 14.06., in der Kirche St. Martin zu sehen ist. Organisiert wurde sie vom Verein „Arivu – Zukunft durch Bildung e.V.“, der auch entwicklungspolitische Bildungsarbeit vor Ort betreibt.                                                                                                                            

SiB/Vh

 

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