Indienreise – Oktober 2024

Montag, 07.10.2024

Am Montag war es endlich so weit. Unser Abenteuer „Indien“ konnte endlich starten: Check-in am Frankfurter Flughafen nach Chennai. Am Tag zuvor waren wir mit dem Zug von Osnabrück nach Frankfurt gereist und haben abends im Hotel unsere Mitreisenden aus Nienburg kennen gelernt:

7 Lehrer*innen mit Freunden und Familie, so dass wir zusammen eine erwartungsfrohe Gruppe von 20 Leuten sind.

Nachdem wir 9,5 Stunden Flug sowie 1 Stunde Einreiseformalitäten (inkl. Erfassen der Fingerabdrücke) hinter uns gebracht hatten, betraten wir um 1:30 Uhr nachts mit dem Verlassen des vollklimatisierten Flughafens indischen Boden. Draußen schlug uns die feuchtwarme indische Nachtluft entgegen.

Unsere indischen Freunde, allen voran Nandhini und Ambrose, bereiteten uns einen überwältigenden Empfang. Mit einer ganzen Gruppe waren sie nachts zum Flughafen gekommen, um uns mit Blumenkränzen zu begrüßen. Liebevoll wurden wir willkommen geheißen und mit Wasser und Keksen versorgt. Wahnsinn!

Ein Bus, den Nandhini organisiert hatte, brachte uns zu unserem Hotel außerhalb von Chennai nach Mahaballipuram. Auf dem Weg durch die nächtlichen Straßen blickten wir fasziniert aus dem Fenster: hell erleuchtete kleine Shops, Kühe, die auf den Straßen wandern, Menschen, die auf dem Bürgersteig schlafen, Baustellen, auf denen auch nachts gearbeitet wird, überall Hunde, Autos, Kühe, Motorräder, Menschen, TukTuks, … Schließlich erreichten wir das Ideal Beach Resort, welches für die nächsten 5 Tage unser Domizil sein wird, wo wir erschöpft und voller neuer Eindrücke ins Bett fielen. 

Kathrin & Steffi

Dienstag 08.10. Strand & Mahabalipuram

Nach einer sehr kurzen Nacht – wegen der späten Ankuft und der Zeitverschiebung von 3,5 h – mussten wir nach nur 4 Stunden wieder aufstehen, um das köstliche Frühstücksbuffet, das mit Toast und Marmelade, aber auch mit vielen indischen Leckereien lockte, nicht zu verpassen. 

Danach haben wir die weitläufige Hotelanlage erkundet und ein Bad im Meer und/oder im Pool genommen, bevor wir uns am frühen Nachmittag zu einer Tour ins nahegelegene Mahaballipuram aufgemacht haben, das wegen seiner zahlreichen bedeutsamen Bauwerke und Steinreliefs seit 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Dort hat uns der nette Tourguide zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geleitet und uns dabei auch in die Welt der indischen Götter eingeführt, von denen es – seinen Angaben zufolge – 33 Millionen gibt. Wir sind jetzt also bestens darüber informiert, wer mit wem verheiratet war und bei wem wir Reichtum oder Schönheit erbitten müssen.

Unsere erste Station war der der Gottheit Shiva geweihte Küstentempel, der uns mit seinen Ornamenten sehr beeindruckte. Weiter ging es zu den „Fünf Rathas“, einer Gruppe von monolithischen Scheintempeln, deren genaue Funktion uns auch der nette Guide nicht erklären konnte. Die unterschiedlichen Tempel, die wohl nie Kultstätten waren, sowie ein Riesenelefant, sind allesamt aus einem Stein gehauen worden. Erstaunlich!

Den Abschluss der Tour bildete der Besuch von „Krishna’s Butterball“. Hierbei handelte es sich um einen ca. 250 t schweren Granitfelsen, der auf einer glatten Felsanhöhe liegt und so aussieht, als würde er jeden Moment herunterrollen. Trotz unserer intensiven Bemühungen ist es auch uns nicht gelungen, ihn in Schwingung zu versetzen. Und immer noch liegt er dort – wie seit Jahrtausenden – fest und unbeweglich.

Erfüllt von den vielen tollen Eindrücken ging es zurück ins Hotel. Dort wollten wir uns vor dem Abendessen mit Nandhini ein bisschen ausruhen oder noch mal kurz in den Pool springen. Als „Dinner“ hatte der Koch nur für uns ein Buffet mit zahlreichen indischen Köstlichkeiten gezaubert, das extra in seiner Milde auf den europäischen Gaumen abgestimmt war.

Zum Abschluss unseres ersten Tages in Indien trafen wir uns unter dem funkelnden Sternenhimmel und begleitet vom Rauschen des Meeres auf einer Terrasse des Hotels, um die Nienburger noch ein bisschen besser kennenzulernen und den Tag Revue passieren zu lassen. Erstaunlich, was man innerhalb so kurzer Zeit alles erleben kann.

Steffi

Mittwoch 09.10. Erster Tag an der Schule

Am Mittwoch, unserem zweiten Tag in der Region Tamil Nadu, haben wir uns gemeinsam mit unserer Freundin Nandhini mit dem Bus auf den Weg zu unserer Partnerschule, der Dr. R. Arulappa School, gemacht. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich empfangen. Zunächst erhielten alle deutschen Gäste als Zeichen des Segens einen Bindi, den traditionellen farbigen Punkt auf der Stirn. Im Anschluss wurden wir von einer großen Parade hin zum Schulgelände begleitet. Diese bestand aus Fahnenträgerinnen und Fahnenträgern, Tanz- und Kampfsporteinlagen sowie ausgiebiger musikalischer Begleitung. Auf dem Schulhof angekommen erwartete uns die gesamte Schulgemeinschaft zu einer beeindruckenden Willkommenszeremonie. Es wurden Ansprachen gehalten von Schülern und Lehrkräften, es wurde getanzt, gesungen und musiziert sowie Preise für besondere Leistungen an Schülerinnen und Schüler vergeben.

Im Anschluss an die Zeremonie haben wir uns vom Schulgebäude aus auf den Weg gemacht zum St. John‘s Home. Dies liegt etwas abseits des Hauptgebäudes und beherbergt ca. 60 Schülerinnen und Schüler zwischen 5 und 19 Jahren, die entweder kein zu Hause haben oder so weit entfernt wohnen, dass sie die Schule von dort aus nicht besuchen können. Die Kinder schlafen dort gemeinsam in Schlafsälen, haben einen Raum zum Lernen vor und nach dem Unterricht sowie einen großen Gemeinschaftsraum, in dem auch die Mahlzeiten eingenommen werden.
Auch wir haben im oberen Geschoss des Gebäudes, welches für die Mitarbeitenden gedacht ist, sehr leckeres Mittagessen bekommen und uns in tollen Gesprächen mit unseren indischen Freunden ausgetauscht. Nach dem Essen wurde mit viel Freude gemeinsam getanzt, schnell kamen auch einige Schülerinnen dazu, sodass in einer tollen Atmosphäre Freundschaften geschlossen und vertieft wurden.

Nach dem Mittagessen durften wir uns die jährliche Science Exhibition anschauen, in welcher Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgangsstufen ihre Ergebnisse sehr anschaulich vorgestellt haben. Es gab Wasserfilteranlagen, mit pneumatischen Schläuchen betriebene Bagger, Raketen, mathematische Beweise und Basteleien und vieles mehr, mit dem uns die Schülerinnen und Schüler beeindruckt haben.

Zum Tagesabschluss erwartete uns noch eine leckere Kaffeezeit im St. John‘s Home, nach welcher wir erneut mit viel Spaß gemeinsam mit gross und klein getanzt, gelacht und uns gegenseitig kennengelernt haben.

Mit vielen Eindrücken im Gepäck sind wir anschließen die Fahrt zurück zum Hotel angetreten.

Britta

Donnerstag 10.10.

Am Mittwoch wurden wir erneut an unserer Partnerschule von Ambrose Balu und allen Schüler*innen empfangen, diesmal nicht ganz so pompös wie am Tag zuvor. Wir überreichten unsere Gastgeschenke: Badminton-Schläger, Bälle und andere Sportgeräte.

Anschließend gingen die Schüler*innen in ihre Klassen. Wir teilten uns in vier Gruppen und besuchten alle Klassen. Leider war an Unterricht nicht mehr zu denken, sobald wir uns auch nur näherten. Nach einer kurzen Vorstellung unsererseits (Name, Alter, Beruf, Hobby, …) und einem kurzen Aus­tausch waren Fotos, Autogramme und Händeschütteln angesagt.

Danach ging es für uns zu einem leckeren Mittagessen ins Wohnheim. Auf dem Weg dorthin setzte ein ordentlicher Schauer ein, der uns als angenehme Abkühlung sehr willkommen war und uns einen kleinen Vorgeschmack auf den Monsun bot.

Das Mittagessen wurde für viele Gespräche mit unseren indischen Freund*innen genutzt. Da der Regen länger anhielt, überbrückten wir die hinzugewonnene Zeit wieder mit indischen Tänzen und Tänzen im Regen.

Anschließend besuchten wir die Grundschule, wo wir ebenfalls von den vier Lehrer*innen und allen 105 Schüler*innen lautstark begrüßt wurden. Auch hier machten wir einen Rundgang durch alle Räume. Manche Räume waren komplett leer, aber es wurde deutlich, dass das Gebäude dringend einer Sanierung bedarf. Grundproblem ist das undichte Flachdach, was dann zu Folgeschäden an den Decken und Wänden darunter führt.

Ein wenig praktisch arbeiten durften wir anschließend bei der Pflanzung einiger Teak-Bäumchen zwischen der Schule und den neuen Mädchentoiletten. Letztere wurden von Arivu finanziert und in unserem Beisein offiziell und feierlich eingeweiht, obwohl sie leider noch nicht ganz fertig waren.

Unsere indischen Kolleginnen und Kollegen leisten in Neerpair unter sehr bescheidenen Bedingungen überaus wertvolle Arbeit an der Basis. In jedem Klassenraum ist eine Kreidetafel, ein Lehrertisch, ein Lehrerstuhl, Bank-Tischkombi für die Schüler*innen, die Hefte, Bücher und Stifte haben, das war‘s dann aber auch. An der Grundschule gibt es einen Schrank mit alten Montessori-Materialien zur Darstellung großer Zahlen, der stolz von den Erstklässlern vorgezeigt wurde.

Jeder Euro, der an diesem Schulzentrum ankommt, kann dort wirklich Sinnvolles für die Zukunft bewegen!

Raphael

Freitag 11.10.  Ein Besuch bei Gandhi in Pondicherry

Zum Ende des Festes Vijayadashami, der Feier des Triumphes des Guten über das Böse, sind wir in zwei Grüppchen mit festlich geschmückten Taxis nach Pondicherry gefahren, einem Überbleibsel der französischen Kolonialisierung Indiens. So hatten wir den indischen Verkehr ganz unverfälscht und live, besonders unverfälscht schon deshalb, weil unser Fahrer praktisch kein Englisch sprach und unser Tamil über danke und Guten Morgen immer noch nicht hinausging.

Während die eine Hälfte von uns mehr die spirituellen Seiten erkundete und den goldenen Kuppel-Tempel von Auroville, einer abgeschlossenen Gemeinschaft von Suchenden, zumindest von außen besichtigte und dazu durch einen Urwald mit atemberaubend schönen Bäumen streifte, erlegte sich die andere Hälfte ein straffes Programm an Erlebnissen auf.

Pondicherry ist nicht so ganz typisch für Südindien, die Häuser sind noch sehr dem französischen Kolonialstil nach angelegt, in der Boulangerie kann man auch Croissants kaufen.

An der Strandpromenade wurde die 4m hohe Gandhi-Statue besucht, für die eine Statue eines wohl uninteressanteren Menschen einfach versetzt wurde. Die Strandpromenade ist eine der wenigen verkehrsberuhigten Straßen ganz Indiens. Auch eher untypisch. Danach schlenderten wir durch das französische Viertel mit seinen schönen Straßen und bunten Häusern, steckten im Bharati-Park fest, der nur einen Ein- und Ausgang, dafür aber eine irre süße Kolonie Streifenhörnchen hat, besuchten einen außen sehr bunten Hindu-Tempel und eine innen sehr bunte katholische Kirche.

Unser Tages-Highlight war eine Markthalle, in der man wirklich alles bekommen konnte, was das Herz begehrt: Obst und Gemüse, das wir noch nie gesehen haben, Nudeln und Reis, die wir erst gar nicht erkannt haben, Blüten und Blumenkränze, Stoffe und Saris, Pigmente uuuund… Fisch. Ungekühlt versteht sich. Gegen den Geruch gibt´s ja Räucherkerzen. Die wurden später auch direkt als Stätte fürs Gebet genutzt. Man kann sowas ja effizient einsetzen.

Auch den Sri Aurobindo Ashram schauten wir uns an, vermutlich der einzige Ort ganz Indiens, an dem am Eingang kontrolliert wird, ob die Handys wirklich aus sind. Sprechverbot war auch. Die Stille war fast überwältigend nach den vollen, lauten, unglaublich wuseligen, herrlich chaotischen und trotzdem geordneten Straßen rund um den Markt.

Der Tag war so faszinierend und voller verschiedener Eindrücke, dass wir am Ende des Trips, als wir unseren Fahrer wieder und die Rückfahrt überstanden hatten, alle völlig fertig im Hotel ankamen und viele viele Fotos zu bestaunen hatten.

Tiger Cave und Mahabalipuram

Am Freitag hat sich unsere Reisegruppe in zwei Hälften geteilt. Während einige nach Pondicherry fuhren, um die Stadt zu erkunden, unternahmen andere lieber nur einen kurzen Ausflug nach Mahabalipuram und verbrachten den Nachmittag in der Nähe des Hotels.

Nach dem Frühstück trafen sich die beiden Gruppen zur Abreise. Nach Mahabalipuram ging es mit einem Auto des Hotelshuttels. Nachdem sich alle am Straßenrand getroffen hatten und erste Eindrücke über die volle Straße ausgetauscht waren, ging es zu Fuß in Richtung eines Ladens in dem handgefertigte Steinfiguren in verschiedenen Größen herstellt und verkauft wurden.

Mahabalipuram ist berühmt für das Steinhauerei-Kunstwerk und daher gibt in der Nähe des Butterballs viele kleine Shops, die Steinfiguren verkaufen. Auf dem Weg dorthin erlebten wir den indischen Linksverkehr. Es gibt keine Bürgersteige, man läuft am Straßenrand zwischen hupenden Mopeds, TukTuks, Bussen, Kühen, Hunden und jeder Menge Ständen von kleinen Straßenshops entlang. Angekommen beim Steinshop gab es viele detailreich ausgearbeitete Figuren zu bestaunen, die teilweise sogar noch kleinere Figuren in sich drin trugen. Unsere Gruppe war hauptsächlich an kleinen Anhängern interessiert, die in der Schule verkauft werden sollen. Nachdem alle bekommen hatten, was sie wollten, ging es durch den indischen Straßenverkehr weiter zu einem Supermarkt, bei dem wir ein wenig Gemüse besorgen konnten, der aber hauptsächlich zur Abkühlung diente. Vor dem Supermarkt warteten auch mehrere TukTuks, sodass einer eindrucksvollen Rückfahrt nichts mehr im Weg stand. Aufgeteilt auf drei Fahrzeuge fuhren wir mit frischem Fahrtwind im kleinen Zweitakter zurück zum Hotel. Definitiv ein Highlight des Tages.

Nach einer kleinen Pause und dem Mittagessen trafen wir uns zum Baden am Strand. Während manche das warme Wasser lieber nur in Stehtiefe genossen, schwammen andere zum Wellenreiten weiter raus.

Nach der Abkühlung teilten sich die Wege erneut. Während einige lieber für ein Tennisduell oder zum Entspannen im Hotel blieben, machten sich andere am Strand entlang in Richtung Tiger Cave auf, einem Tempel nördlich des Hotels. Hier konnte man, wie schon in den Tempeln in Mahabalipuram die eindrucksvollen Formen bestaunen, die die Steinmetze in die Wände gehauen haben.

Zum Abendessen trafen sich dann alle wieder und konnten ihre spannenden Tageserlebnisse bei einem leckeren Abendessen austauschen. Für alle waren wieder viele tolle neue Erfahrungen dabei!

Nora

Sa 12.10: Besuch beim Bischof und Grab von Fr. Suresh & Tempel in Kanchipuram

Am sechsten Tag der Reise verließen wir das „Ideal Beach Resort“ in Mahabalipuram, um uns mit dem Bus in Richtung Chennai zu begeben. Auch heute wurden wir durch Nandhini und weitere indische Freund*innen begleitet. Statt den direkten Weg in die Hauptstadt von Tamil Nadu zu nehmen, wählten wir eine Route mit Zwischenzielen.

Der erste Streckenabschnitt führte uns nach Chingleput zum Bischofssitz der lokalen römisch-katholischen Diözese. Auf der zweistündigen Fahrt dorthin herrschte eine ausgelassene Stimmung, die den ganzen Tag über anhielt. Im Bus konnte sich unsere Reisegruppe wunderbar mit unserem Projektpartner*innen mischen, wodurch der Bus, wie bei jeder Fahrt, zu einem ungezwungen und fröhlichen Begegnungsort wurde. Es wurde gemeinsam gesungen, gespielt und vor allem gelacht.

Angekommen am Sitz des Bischofs, besuchten wir zunächst das Grab von Father John Suresh. Dort hielten wir in einer Andacht inne und erinnerten uns an Father und sein Lebenswerk.

Im Anschluss wurden wir von einigen Vertretern des Bistums empfangen und in das Büro des derzeitigen Bischofs, Neethinathan Anthonisamy, geführt, wo wir auf selbigen trafen. Wir stellten ihm das Anliegen von „Aktion Indien“ und „Arivu“ vor, und tauschten uns mit ihm über die wichtige Kooperation mit seiner Kirche aus. Aufgrund dieser Kooperation ehrte uns der Bischof mit traditionellen Tüchern und lud uns zu einem überaus leckeren und variantenreichen Essen ein.

Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter nach Kanchipuram. Auch auf dieser Strecke machten wir einen kurzen Halt. Nandhini führte uns durch einen unscheinbaren Hausflur in ein kleines Hinterzimmer, welches sich als Weberei für Saris herausstellte. Denn in Kanchipuram sind tatsächlich die meisten Menschen in der Webereibranche tätig, wodurch die Stadt für seine von Hand gemachten Seidensaris bekannt ist. Wir bewunderten also alle den Herstellungsprozess, der uns am klassischen Webstuhl vorgeführt wurde.

Kanchipuram ist nicht nur die Stadt der Seidensaris, sondern auch die „Stadt der 1000 Tempel“, weshalb wir dann zum berühmten Ekambaresvara-Tempel fuhren. Dabei handelt es sich um den größten Tempel in Kanchipuram, der schon seit ungefähr 1300 Jahren existiert. Wir durchliefen seine prächtigen Gebäude, beobachteten hinduistische Rituale und bestaunten die Architektur sowie den alten Mangobaum inmitten des Tempels, der vier verschiedene Sorten von Mangos tragen soll.

Der Tempel war für unsere gesamte Reisegruppe ein beeindruckender Ort mit besonderer Atmosphäre, die durch die unzähligen, quirligen Tempeläffchen abgerundet wurde.

Nach einem vollen Tag mit verschiedenen, aber durchweg positiven Eindrücken und Erlebnissen erreichten wir abends Chennai. Dort fiel die Mehrheit der Gruppe erschöpft in die Betten des Ibis Sipcot Hotels. Familie Munk, Katrin Haase und Andrea Schulte in den Bäumen fielen dagegen vermutlich ebenso erschöpft in die Betten des Cheer Trusts, nur wenige Minuten vom Ibis Hotel entfernt.

Frida-Lotte Beck

So 13.10: Meeting mit der WE Group im Cheer, Spaziergang zum See

Im Cheer wurden wir von Mitgliedern der We-Group mit einer schöne Willkommensparade mit Blumen und Musik herzlich empfangen.

2015 wurde der Cheer Trust von Nandhini Krishnan in Chennai gegründet.  Cheer steht für Center for Health, Empowerment, Education and Research (CHEER).

Die Mitglieder der WE-Group (WE = With Education), teffen sich dort in regelmäßigen Abständen und tauschen sich aus, bestärken sich und pflegen Kontakte. Dabei handelt es sich um Menschen, die ihren Schulabschluss an der Dr Arulappa Hr Sec School (AHSS) bestanden haben und nun ihre Ausbildung am College oder an der Universität absolvieren oder beendet haben. Die WE-Group bildet ein wichtiges Netzwerk, deren Mitglieder mindestens eine Ausbildung oder ein Bachelor in ihrem Fachgebiet haben.

Nach der feierlichen Begrüßung haben verschiedene Mitglieder der WE-Group von ihren Erfolgsgeschichten erzählt und uns über Probleme in der indischen Gesellschaft berichtet.

Alle, die ihre Geschichte erzählt haben, verdeutlichten ihre Dankbarkeit durch Bildung eine Chance bekommen zu haben.

Ein Mann stellte sich vor und pries Father Suresh. Er erzählte von seinem ersten Bewerbungsgespräch und mit welcher Angst er zu seinem Gespräch ging. In dem Gespräch ließ er dann Father Sureshs Name am Anfang fallen lassen und bekam den Job. Der Grund: Die Kommission kannte Father Suresh und seine Ideale. Der Mann hat einen Master in Journalismus und kann seine vierköpfige Familie ernähren.

Auch Mr. Ambrose kann eine Erfolgsgeschichte erzählen. Er stammt aus einem kleinen Dorf, in dem 95 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind. Auch er hatte durch Father Suresh die Möglichkeit, die Dr Arulappa Hr Sec School zu besuchen und studierte danach Lehramt mit dem Fach English. Er wurde gestärkt durch Father Suresh, Nandhini, die WE-Group und kann jetzt seinen Lebensunterhalt durch die Lehrertätigkeit und den Aufstieg zum Schulleiter der Dr Arulappa Hr Sec School bestreiten.

Es ist schön zu sehen, dass ein kleiner Extrabetrag oder gar eine kleine Dauerspende so eine große Wirkung hat und Menschen in Not wirklich nachhaltig hilft.

Nach dem Treffen mit der WE-Group haben wir im Cheer ein leckeres Mittagessen bekommen. Anschließend haben wir uns mit unseren Freunden noch weiter ausgetauscht und einen schönen Spaziergang zum See gemacht.

Mo 14.10. Freilichtmuseum: DakshinaChitra, Kathedrale St. Thomas, Marina Beach

Morgens im Bus auf der Fahrt zum DakshinaChintra-Museum (Chennais Best Heritage Museum) wurde wieder viel getanzt. Das Museum ist eine Art Museumsdorf für südindische Kultur. In einer parkähnlichen Anlage konnten wir verschiedene traditionelle Häuser aus den südindischen Provinzen Tamil Nadu, Kerala, Karnataka und Andra Pradesh besuchen. Darin waren interessante Ausstellungen zu Handel, Kultur und Handwerk dieser Regionen zu sehen, aber auch schöne Vorführungen und Angebote regionaler Kunsthandwerker. Viele von uns haben sich mit Henna die Hände bemalen lassen und hübsche Dinge für zuhause gekauft. Der aufkommende Regen hat uns hier kaum gestört, wir sind nur etwas schneller von Haus zu Haus gelaufen.

Am Nachmittag war unsere zweite Station die St. Thomas Basilika, in deren Krypta wir das Grab des heiligen Thomas besuchen konnten. Man ist hier besonders stolz, einer der drei einzigen Orte auf der Welt zu sein -neben Rom und Santiago de Compostela- an dem das Grab eines der 12 Apostel besucht werden kann.

Während unseres Besuchs waren Kathrin und Hilde mit Nandhini und Adhiyaman unterwegs, um sich mit Dr. Thol Thirumavalavan zu treffen. Dr. Thol Thirumavalavan ist Mitglied der Regierung von Tamil Nadu und Gründer der indischen Partei Viduthalai Chiruthaigal Katchi. Die Partei setzt sich für die Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund des Kastensystems ein und kämpft somit für die gleichen Ziele wie unsere Freunde in Indien. Es war spannend zu erfahren, wie für diese Ziele auch auf höherer politischer Ebene gekämpft wird.

Anschließend trafen wir alle wieder am nahe der Kirche gelegenen Hauptstrand von Chennai (Marina Beach/Gandhi Beach) zusammen, der Regen hatte inzwischen aufgehört. Auf dem Weg dahin sahen wir u. a. den örtlichen Fischmarkt. Ein Paar von uns haben am Strand auch das Pferdereiten ausprobiert.

Es war schon dunkel, als der letzte Programmpunkt anstand: ein abschließender Einkaufsbummel in einem Shoppingcenter wenige hundert Meter von unserem Hotel entfernt. Nur Wenige von uns gingen direkt ins Hotel, und hatten insofern Glück, weil jetzt der Monsun losbrach: Es schüttete und gewitterte, auf den Straßen staute sich das Wasser. Die meisten der Einkaufenden- nicht alle- kamen aber einigermaßen trocken mit Taxis oder Tuk Tuks nach Hause.

Di 15.10: Loyola College, Mont St Thomas, Monsun

Der Dienstag war unser letzter Tag in Indien werden und er begann, wie der Montag endete. Es goß in Strömen und einige Straßen standen bereits unter Wasser, als wir im Cheertrust von einigen lieb gewonnenen Menschen Abschied nahmen. Nun galt es, die übrigen Teilnehmer im IBIS-Hotel und ihr Gepäck so trocken wie möglich in den Bus zu bekommen.

Auf dem Weg in die Innenstadt von Chennai sahen wir das ganze Ausmaß der heftigen Monsunregenfälle: die Straßen standen knietief unter Wasser und fortwährend blieben Verkehrsteilnehmer mit ihren Autos, Tuktuk-Taxis oder Motorrädern stehen und mussten schieben. Vor allem der Bus löste eine Welle während der Fahrt aus.

So dauerte es erheblich länger als geplant bis wir unser Ziel, das altehrwürdige Loyola-College im Herzen von Chennai schließlich erreichten. Dort waren wir eingeladen zu einem Treffen mit Ordensvertretern der Jesuiten. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Father Vasanth und der Stärkung mit einem köstlichen indischen Essen hörten wir einen einstündigen Vortrag. Father Vasanth stellte uns die Arbeitsgebiete und Aufgabenbereiche vor, mit denen die Jesuiten als christliche Ordensleute vor allem die Belange und die Rechte der Dalits (Kaste der Unberührbaren) stärken sowie hör- und sichtbar machen. Auch wenn das Kastensystem in Indien offiziell als abgeschafft gilt, so ist es vor allem in den Köpfen der ländlichen Bevölkerung noch immer Richtschnur ihres Handelns gegenüber Dalits.

Father Kennedy aus Makkampalayam in den Nihilgiri-Bergen hatte extra die weite Reise mit dem Linienbus nach Chennai auf sich genommen, um über die Erfolge der Jesuiten in den „Night schools“ zu berichten. Dort werden am Abend Schülerinnen und Schüler aus abgelegenen Bergdörfern von den Jesuiten und extra angestellten Lehrkräften beim Lernen gefördert und auf Abschlüsse vorbereitet. Der Hildesheimer Verein „Aktion Indien e.V.“ unterstützt dieses Projekt ebenfalls finanziell.

Von dort aus sollte es zur nächsten Station, dem St. Thomas Mount gehen. Unterwegs machte der Bus plötzlich komische Geräusche und wir tuckerten mit 25 km/h als rollendes Verkehrshindernis über die überfluteten Straßen. Immerhin blieben wir nicht liegen, sondern erreichten die Anhöhe noch vor Einbrechen der Dämmerung. Ein kleines, ganz neu errichtetes Reliquienmuseum konnten wir ebenso besuchen wie die Aussichtsterrasse, die an dem Abend leider wenig Aussicht bot. Da die Kirche gerade renoviert wurde, konnten wir eine Messe unter einem Kirchenzelt miterleben, bis wir zu einem Abschiedsessen gebeten wurden. Auch hier war Tisch reich gedeckt und wir ließen uns ein letztes Mal zusammen all die Köstlichkeiten schmecken, die unsere Gastgeber für uns zubereitet hatten.

Nun war es Zeit für die Fahrt zum Flughafen. Manch einer hatte zwischendurch auf das Handy geschaut und geprüft, ob die Lufthansa Mitteilungen zu unserem Flug am frühen Mittwochmorgen gemacht hatte. Doch, oh Wunder, es blieb alles ruhig und der Flug sollte starten. Am Flughafen angekommen wartete eine weitere Überraschung auf uns: zwei Mitglieder der WE-Group brachten Bilderrahmen mit den Gruppenfotos für alle von uns als Abschiedsgeschenk. Viele Fotos und Umarmungen verbunden mit guten Wünschen folgten, doch irgendwann mussten wir uns loseisen und die Einlasskontrolle in den Flughafen passieren. Goodbye India! Bye, bye, dear lovely friends! So endete ein langer Tag und wir kehrten nach einem ruhigen Rückflug und einer Bahnreise mit vielen, unvergesslichen Erinnerungen in die Heimat zurück.

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