In Apfel-Musical an ASS ist garantiert kein Wurm drin!

Albert-Schweitzer-Schule serviert 'Das Apfelkomp(l)ott' von Andreas Schmittberger/  Musical-Aufführungen der  Chor-AG der Klassen 5-7 bieten bei Frühsommerhitze erfrischende Unterhaltung

 

„Über Rosen lässt sich dichten, in Äpfel muss man beißen“ heißt es in Goethes >Faust<, dem zweiten Teil der Tragödie. In diesem Sinne tischten Schülerinnen und Schüler der ASS einem nach kulturellen Sinnesfreuden hungernden Publikum geistige Köstlichkeiten über ganz und gar körperliche Nahrung auf – was aber natürlich keinesfalls in einer Tragödie enden kann!

Am Donnerstag, dem 31. Mai, und Freitag, dem 1. Juni,  wurde an der Albert-Schweitzer-Schule nämlich das Musical Das Apfelkomp(l)ott von Andreas Schmittberger in der Pausenhalle am Nordertorstriftweg aufgeführt.Die Chor-AG für Fünft- bis Siebtklässler unter der Leitung von Christina Hinzmann-Suckel und Elisabeth Vogels hatte schon in den vergangenen Wochen mit großem Eifer an dem Musical über ein paradiesisches Dorfidyll, das durch eine teuflische Intrige, bei dem ein Apfelbaum eine wichtige Rolle einnimmt, geprobt und dabei sogar Wochenenden für die Proben geopfert.  Und was für ein paradiesisches Plätzchen dieses Dorf doch war, das zur Kulisse für einen ganz speziellen Fall von Sündenfall werden sollte! Das eindrucksvolle Bühnenbild (hervorragend gelungen dank Edda Hermann-Scheefe) zeigte gleich ein ganzes, überaus malerisches Dorf, ja, gar zwei: Unter- und Oberapfelhausen, mit niedlichen weißen Häuschen und einem wahren Prachtexemplar von Apfelbaum in der Mitte, alles gekonnt ins rechte Licht gesetzt von Luca-Celina Bierhals, Nele Hasselbusch und Jana-Marie Reh. Oder ins Zwielicht, könnte man sagen, denn mit dem Dorfmotto deutet sich bereits an, dass in so manchem Apfel des Baumes schon bald der Wurm drin sein sollte: 'An apple a day keeps the doctor away' (frei: Ein Apfel am Tag erspart den ärztlichen Rat.').

Die Dorfbewohner erfreuen sich nämlich einer schier schamlosen Gesundheit, kurioserweise deshalb, weil sie tagtäglich zu ihrem Baum der Gesundheit in ihrem dörflichen Garten Eden pilgern und kraftvoll in das gute Kernobst beißen (offenbar nicht der verbotene Baum in der Bibel und zudem ein wahres Gigantenexemplar, quasi eine entfernter Verwandter des Riesenmammutbaumes, um gleich ein ganzes Dorf zu versorgen). Und wenn dann doch einmal ein Dorfbewohner niesen muss, ist dies kein Hinweis auf eine Krankheit: „Eine Mücke in meiner Nase – daraus wollen wir mal keinen Elefanten machen.“ Ganz unaufgeregt und eklig gesund – finden die Ärzte, denen es gar nicht gut geht, da sie nicht benötigt werden: „Gesunde Haut, gesundes Aussehen, gesunde Verdauung – da dreht sich einem der Magen um.“

Die beiden Dorfärzte, Dr. von Neid und Dr. Zwietracht (mit ansteckender Spielfreude  dargestellt von Frida-Lotte Beck und Jule Henatsch bzw. Malin Andermann und Luise Thiele), ausgeschlossen vom allgemeinen Wohlstand und gesellschaftlichen Ansehen, verwechseln daraufhin mal eben ihr hippokratisches Heilssymbol – die um einen Stab gewundene Äskulapnatter – mit der bösen Schlange der Bibel und fassen einen teuflischen Plan. Allein der Gedanke, dass die Äpfel des Mammutapfelbaumes dann doch irgendwann einmal nicht mehr für alle reichen mögen und der Nachbar ohne Schamesröte, aber dafür durchaus apfelbäckig einem die letzte Frucht wegschnappen könnte, reichen aus, um einen mörderischen Konflikt anzufachen. Geschwind trennt nicht bloß ein schnöder Maschendrahtzaun, sondern eine veritable Mauer die beiden Dorfteile, der Apfelbaum wird zum Grenzbaum und die Dorfbewohner mit ihren redenschwingenden Bürgermeistern (herrlich unwürdig würdevoll dargestellt von Adrianna Linke und Charlotta Gräwe bzw. Vanessa Hopp und Theda Olbrich) greifen statt zum Obstmesser zum scharfen Schwert.  Nur die beiden Dorfältesten Schorsch und Hanna (weise und witzig gespielt von Pia Ewigmann und Alicia Grassmann bzw. Emelie Marx und Anastasia Kretz)  durchschauen das Komplott.

Die häufig überkochende Stimmung auf der Bühne fand ihre musikalische und stimmliche Ergänzung in  der instrumentalen und chorischen Begleitung und Untergliederung des Stückes. Mal klassisch oder rockig, mal mit Rapeinlagen oder Discosound: Die Chor AG und die Bläser-AG der ASS, mit Elisabeth Vogels am Klavier und allesamt unter dirigistischer Leitung von Christina Hinzmann-Suckel, unterstützten passend den szenischen Verlauf des Werkes und vervollkommneten treffend die mal knisternde, mal heitere Atmosphäre des Stückes. Zwietracht und vor allem Versöhnung auf der Bühne und die erfrischenden musikalischen Leckerbissen honorierte das Publikum einträchtig durch reichlich Applaus. Besonders das Lied ,Manchmal ist der Wurm drin' schien es den Zuschauern angetan zu haben, die dabei in rhythmisches Klatschen verfielen.

Bilanz des Stückes: Mauer weg, Dorf vereint, Äpfel für jeden – und eine Aufführung, die es in sich hat. Doch sei versichert: Da war garantiert kein Wurm drin! Wenn doch nun auch noch alle Apfelbäume der Welt wie unser Gigantenapfelbaum schier in den Himmel wüchsen!

Vh

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