Das Publikum zahlt, und will hier lachen – durfte staunen und fast die Nacht durchmachen!

Besuch der Klassen 9a und 9c in der Staatsoper Hannover/ Leoncavallos >Der Bajazzo< sorgt für ein positives erstes Opernerlebnis

‚Zieh‘ dir die Jacke an!‘ , ‚Vesti la giubba‘ hieß es Ende vergangener Woche für zahlreiche Schüler. Und dabei war doch eigentlich längst Schulschluss! Am Freitag, dem 29.11.2024, machten sich die beiden neunten Klassen 9a und 9c auf, um sich in der Staatsoper Hannover die Oper „Der Bajazzo“ von Ruggero Leoncavallo anzusehen. Dieses Drama ist mit einer Spieldauer von eineinviertel Stunden eher untypisch für eine Oper und besteht aus einem Prolog und zwei Akten, die ineinander übergehen. Dass an diesem Abend noch ein dritter Akt in Eigenregie einiger Schüler hinzugefügt wurde, war eher überraschend.

Gespannt betraten die Schülerinnen und Schüler das Opernhaus, war es doch für viele das erste Mal, dass sie eine Oper besuchten. Im Musikunterricht steht das Thema „Musiktheater“ auf dem Lehrplan, sodass sich das Live-Erlebnis hier natürlich anbietet. Die Sitzplätze in den Reihen vier bis acht im Parkett erlaubten einen guten Blick auf die Bühne und ein relativ unmittelbares Miterleben. Einige Schüler konnten sich sogar auf freie Plätze in der zweiten Reihe setzen und so auch noch den Blick in den Orchestergraben werfen.

Durch eine bunte und flotte Inszenierung wurde das Publikum sogleich in die Handlung hineingezogen, zumal der Prolog berichtete, dass es sich in dem Stück um echte Menschen handele, auch wenn jetzt Figuren der ‘commedia dell´ arte‘ zu sehen seien. Der Dichter habe „ein Stück Leben“ aufzeichnen wollen.

Gespannt verfolgten die jungen Besucher das Geschehen auf der Bühne, wo das Drama seinen Lauf nahm. Der eifersüchtige Leiter einer Schauspielgruppe erfährt, dass seine Frau einen Geliebten hat, mit dem sie fliehen will. In seiner Fantasie kann er während einer Aufführung der Schauspielgruppe Realität und Fiktion nicht mehr auseinanderhalten und tötet seine Frau und ihren Liebhaber, hier – anders als im Ursprung vorgesehen – nicht mit einem Messer, sondern einer Pistole. Der laute Knall erschreckt so manche, die auch bereits vorher einige unerwartete Momente erleben durften.

So öffneten sich kurz nach Vorstellungsbeginn die Türen zum Vorraum und zahlreiche Leute kamen herein. Dachte man im ersten Moment, es seien verspätet eintreffende Zuschauer, merkte man schnell, dass hier der Chor auftrat, der die Dorfbewohner und später das Publikum der Schauspielgruppe darstellte. Als im Laufe des Abends noch weitere Personen plötzlich aus dem Publikum aufsprangen, zu singen begannen und auf die Bühne traten, war das Staunen groß. Immerhin saßen einige direkt neben den Sängern, ohne es zuvor zu ahnen.

Hinterher war die Stimmung bei den Schülern ausgesprochen gehoben – die Reaktionen reichten von „positiv überrascht“ bis „total begeistert, grandios“. Besonders die überraschenden Auftritte, dass der Gesang ohne Mikro stattfand und so lange und auch so hoch ohne Pause gesungen werden konnte, beeindruckte die Jugendlichen. Lediglich das Mitlesen des deutschen Textes anhand von Übertiteln – die Oper wurde in italienischer Sprache aufgeführt – war für einige etwas problematisch, und nach dem langen Applaus am Schluss meinten einige, dass sie bestimmt „eine halbe Stunde“ geklatscht hätten. Dennoch ein tolles Erlebnis!

Am Ende des Abends, als die Klassen in Nienburg aus dem Zug ausstiegen, schienen einige Schüler die Nacht gleich ganz durchmachen bzw. das Ausklingen der Eindrücke noch weiter hinauszögern zu wollen und verpassten den Ausstieg in Nienburg. Nach einiger Aufregung kamen sie aber mit dem nächsten Zug wieder wohlbehalten zurück. Der „dritte Akt“ des Dramas war vorbei, der Vorhang konnte sich nun schließen und die Eltern und begleitenden Lehrerinnen beruhigt ins Wochenende gehen.

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