Musikalische Eigengewächse der ASS blühen mitten im Winter
Musik- und Kulturabend der Albert-Schweitzer-Schule begeistert Publikum im vollbesetzten Giebelsaal/ Von Händel über Ed Sheeran bis zur Eigenkomposition: Junge Talente zeigen ihr Können
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Die letzten Töne verklingen. Tosender Applaus brandet auf. Doch lange noch gehen einem die letzten Klänge von Viva la vida nicht aus dem Ohr. 'I used to rule the world' heißt es im Original. Sucht man ein Motto für diesen Abend, so wird man hier fündig. Denn wenn die jungen Musiktalente der ASS vielleicht auch nicht die Welt beherrschten – den Giebelsaal ihrer Schule jedenfalls hatten sie an diesem Winterabend musikalisch fest im Griff! Dieser Abend: Das war der traditionsreiche Musik- und Kulturabend der Albert-Schweitzer-Schule, der in der hereinbrechenden Winternacht deren Giebelsaal bis auf den letzten Platz mit Musik- und Kulturfans füllte Eingeladen hatte die Fachgruppe Musik des Nienburger Gymnasiums. Zu sehen und – besser noch! – zu hören waren junge musikalische Talente der Schule, die in der Regel selbst gewählte Lieder, Kompositionen, Arien, Gedichte und Schauspielszenen vor großem Publikum darboten.
Selbst ausgewählt? Womöglich nach eigenem Musik- und Kulturgeschmack? Nein, nein, hier ist kein Anlass für Kulturpessimismus! Wer der heutigen Jugend alles zutraut, liegt damit gar nicht einmal falsch, jedenfalls nicht bei den jungen Musikern und Künstlern der ASS: Ob Klassik, Oper, Rock oder Pop, Filmmusik oder Musical, ob Gitarre, Klavier, Schlagzeug oder Blasinstrument, ob Ernstes oder Heiteres, Nachdenkliches oder Poetisches, Altes oder Neues – die Kultur kam im Giebelsaal zu wirklich bunter Blüte. Und das mitten im Winter!
Bereits der Empfang gestaltete sich für die Zuschauer erfreulich erwärmend. Das lag an der charmanten, teils koketten Moderation von Hanna Eggers und Caja Neumann. Nach freundlicher Begrüßung richteten sie den Blick zügig auf das Wesentliche – und das waren nun einmal die jungen Künstler. 17 Auftritte galt es zu moderieren. Dank sachkundiger und informativer Würdigung der einzelnen Künstler konnte sich jeder im Publikum ein individuelles Bild der Personen auf der Bühne machen – ein schöner Rahmen für die Nachwuchskünstler, der dazu beitrug, dass die Zeit trotz der Vielzahl der Auftritte wie im Flug verging.
Aber was heißt junge Künstler? Den Anfang bereitete gleich ein alter Hase: Colja Busch, Klasse 6e. Alter Hase deshalb, weil Colja bereits viel Erfahrung mit Auftritten gesammelt hat. Seine taktsichere Schlagzeugbegleitung zum Playback von Outside von Staind verriet viel über seine Freude an der Perkussion. Auch Lucy Trollope konnte bereits beim letztjährigen Musikabend Bühnenerfahrung sammeln. Diesmal interpretierte sie Ed Sheerans Photograph – eine interessante Version des Originals dank Lucys melancholischem und sehr klarem Gesang. Zugleich aber auch dank Tobias Jentsch (6d), der sie auf der Gitarre einfühlsam und passend begleitete – und das, obwohl beide zum ersten Mal im Duo auftraten.
Aus dem musikalischen Hier und Jetzt versetzte Naike Schlüter (8a) das Publikum am Klavier flugs in die Zeit des Barock. Auch sie war zum zweiten Mal dabei, spielt seit 8 Jahren Klavier. Sie wagte sich an den sehr anspruchsvollen Kanon in D von Johann Pachelbel – und erntete reichlich Applaus für ihren ausdrucksstarken Vortrag.
Einen hübschen Kontrast zum Barockstück schuf anschließend die Bläsergruppe des Jahrgangs 6 unter der Leitung von Frau Hinzmann-Suckel. Und wieder wurde vielen Zuschauern im winterlichen Nienburg warm ums Herz: Mit ihrer Africa-Suite entführten die musikalischen Eigengewächse der ASS das Publikum auf eine hitzige Safari, auf der Affen, Reptilien, Elefanten und andere Giganten musikalischen Ausdruck fanden. Der gewitzte Auftritt unterhielt nicht nur das Publikum – auch die Musiker selbst quittierten manchen Tierlaut mit sichtbarer Heiterkeit. Die Gruppe spielt seit der 5. Klasse zusammen und erarbeitet im Unterricht verschiedene Musikstücke. Genau wie die eingangs erwähnte Bläser-AG der Jahrgänge 5-8 unter der Leitung von Elisabeth Vogels mit ihren Stücken Pirates of the Caribbean und Viva la vida verströmte auch dieser Bläsernachwuchs Freude am gemeinsamen Spiel und an den Instrumenten. Den ein oder anderen musikalisch talentierten Viertklässler an den Grundschulen dürften solche Auftritte sicher interessieren!
Neben all der Hitze Afrikas gab es aber doch immer wieder Gänsehautmomente im Giebelsaal der ASS. Machte der Winter sich doch bemerkbar? Mitnichten! Das lag eher an so mancher Stimme. Etwa die von Michelle Burau (9a) bei Christina Aguileras Say something. Oder die von Lena Michailoff (Jg. 12): Neben Regina Spektors Popsong Samson trug sie Antonio Caldaras altitalienische Arie Sebben crudele vor. Absolut beeindruckend zu hören, wie die einen beträchtlichen Tonumfang und eine kunstvolle Gesangstechnik erfordernde Stückauswahl von Lena umgesetzt wurde. Nicht zu vergessen auch Sophie Gurtschmanns (10a) Stimme. Sie hatte sich Randy Newmans Ganz nah dran aus dem Musical „Küss den Frosch“ ausgesucht. Das Publikum reagierte begeistert und zugleich verblüfft, als die zierliche Sängerin das Musicalstück mit einem phänomenalen Stimmvolumen vortrug.
Natürlich kamen auch die Anhänger von Poesie und Theater auf ihre Kosten. Letzteres, das Schauspiel, ist eindeutig das Metier vom Kurs Darstellendes Spiel (Jg. 12) unter der Leitung von Andreas Busch. Kristin Löschner und Zozan Gürses spielten zwei aufeinander folgende Soloszenen, die Menschen in emotionalen Ausnahmesituationen zeigten. Da ist einmal die junge, engagierte Frau (Kristin Löschner), die die Auswahl eines Patenkindes für ihr Patenprojekt in die Verzweiflung treibt. Oder die enthusiastische Fußball-Anhängerin (Zozan Gürses), die um ihr goldenes – Verzeihung: blau-weißes – Kalb namens Schalke tanzt und nur in blau-weißer Bettwäsche und den Gedanken an ihre Kicker-Idole einschlafen kann. Die von den Schülerinnen selbst verfassten Szenen spielen dabei mit der Provokation und der Banalisierung von tabubeladenen Themen. Da wird das Nachtgebet zum Fangesang oder die Nicht-Berücksichtigung eines Patenkindes zur Selektion.
Zumindest einmal gelang an diesem Abend dem Winter dann wirklich der Durchbruch. Ein Wintergedicht nämlich hatte Nele Bier (7d) selbst verfasst. Zusammen mit Julia Häsemeyer (7d) verlieh sie den Vorfällen und Stimmungen Stimme, unterstrichen von manch gelungenem körpersprachlichen Einfall.
Für satte zwei Stunden blühten noch viele andere musikalische Gewächse der ASS an diesem Winterabend, deren musikalische Pracht sicherlich vielen Zuhörern noch lange nicht aus dem Sinn gehen wird. Wer sie noch einmal hören – und sehen – möchte: Tobias Jentsch fertigt mit Lehrer Sebastian Henkel ein Video des Abends an, das sicher schon bald im Sekretariat der ASS auf begeisterte Musikfans wartet.
Am Schluss des Musik- und Kulturabends machten Caja und Hanna es kurz – die Auftritte sprachen für sich. Und nun war es am Publikum, an diesem Winterabend den jungen Künstlern und der Fachgruppe Musik reichlich warmen Applaus zu spenden. Schön, was hier auf die Beine gestellt worden war!
Vh