ASS-Chor tritt erstmals international auf

Erstmals international unterwegs, Schulchöre aus ganz Europa kennengelernt, bewegende Konzerte, zum Teil als Gemeinschaftsprojekte und lehrreiche Workshops – der Chor der Albert-Schweitzer-Schule ist mit vielen Eindrücken und Erlebnissen aus Frankreich zurückgekehrt. Die 40 Teilnehmer starke Gruppe des Nienburger Gymnasiums war ein Teil des ersten Internationalen Schulchorfestivals in Yvetot. Dort wurden neun Chöre aus der Normandie und weitere neun Chöre aus mehreren europäischen Ländern unter dem Motto „Europe de mes rêves“ („Europa meiner Träume“) zusammengeführt.
Das Motto war gleichzeitig Titel der Auftragskomposition: Diese setzte der Komponist Thierry Machuel ausgehend von Schülertexten musikalisch-szenisch um, das „Herzstück“ wurde schließlich im Rahmen des Festivals uraufgeführt. Mit dabei der Chor der ASS, von einem Sänger so erlebt: „Die Festivaltexte und die Begegnung von vielen europäischen Nationen waren sehr erlebnisreich und prägend. So etwas sollte mehr Aufmerksamkeit erhalten, da es nicht nur für alle Beteiligten wichtige Aussagen mit sich trägt: ,Wir sind Europa‘ mit allen Facetten der verschiedenen Kulturen und Länder. Wir kommen friedlich und gut miteinander und untereinander aus, obwohl oder gerade weil wir so verschieden sind. Und doch gibt es auch Gemeinsamkeiten Und gerade das ist unsere Stärke und die Besonderheit Europas!“

Die Organisation hatte Mathias Charton inne, der Chorleiter der ASS-Partnerschule, dem „Lycée Polyvalent Raymond Queneau“. Es entstand ein großes Jugendtreffen mit fast 800 Mädchen und Jungen – in kurzer Zeit entstanden neue Bekannt- und Freundschaften. Zum Abschluss war klar: In zwei Jahren wird es eine Wiederholung geben.
„Alles fand in einer sehr familiären Atmosphäre statt, dabei war unser Programm vor Ort schon sehr eng getaktet“, sagt ASS-Chorleiterin Antje Falldorf-Podehl, die die Gruppe zusammen mit Thomas Böttger begleitete. Zu ihren 31 Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgangsstufen acht bis elf gesellten sich sieben ehemalige Abiturienten, die auf eine fünftägige Reise gingen. Trotz des Altersunterschiedes zwischen 14 und 21 Jahren wuchsen sie schnell zusammen. Untergebracht waren alle in französischen Gastfamilien. Sogar an Ausflüge in die Normandie wurde im Programm gedacht, unter anderem an einem sonnigen Tag ans Meer.
Zentrum des Festivals war die Kleinstadt Yvetot – zwischen Rouen und der Küste im Norden der Normandie gelegen. An verschiedenen Konzertstätten präsentierten die Schulchöre in gut besuchten Konzerten einander, aber auch interessierten Zuhörern und den Gastfamilien ihre individuellen, zum Teil landestypischen Programme, beeindruckten und inspirierten sich gegenseitig. Wie viel Spaß am Singen die jungen Sänger hatten, zeigte sich auch daran, dass sogar noch nach den Konzerten beim Hinausgehen spontan im Freien „gebattled“ wurde. „Jedoch war klar: singen, so gut und schön man kann, aber ohne Wettbewerbsgedanken!“, berichtet Falldorf-Podehl.
Die Parade durch Yvetot mit einer kurzen Freiluftparty und Live-Musik als Abschluss wurde zu einem beeindruckenden und bunten Symbol der Vielfalt des Festivals, gleichzeitig auch ein Dank an die Stadt. Eine weitere Idee der Veranstaltungstage war, den (Schul)-Chorgesang auch in die Region zu tragen und Konzerte in der gesamten Normandie zu veranstalten. So trat der ASS-Chor gemeinsam mit einer polnischen Gruppe in einer schönen kleinen Dorfkirche auf. Falldorf-Podehl: „Ganz spontan wurden im Kirchgarten kurz vor dem Konzert noch vier gemeinsame Chorbeiträge einstudiert. Der polnisch-deutsche Reisesegen am Ende des Konzertes wurde von den Konzertbesuchern mit großer Rührung aufgenommen.“
Höhepunkte stellten zudem die von den internationalen Chorleitern angebotenen Workshops dar, die nach Interesse ausgewählt werden konnten. So beeindruckte die ASS-Sänger besonders die Präsentation der Kodály-Methode durch einen ungarischen Chorleiter, der als Spezialist weltweit Vorträge hält.
Ein echtes Klangerlebnis, besonders für die „ASS-Jungs“, war auch der Workshop eines schwäbischen Chorleiters: Mit gut hundert Teilnehmenden wurde ein Mendelssohn-Werk einstudiert, darunter mindestens 40 stimmgewaltige Tenöre und Bässe. Eine ASS-Schülerin meinte nach der Rückkehr überwältigt: „Es war eine wundervolle Erfahrung, die ganzen anderen Chöre zu treffen und mit ihnen Leute, die in derselben Hinsicht begeistert sind, obwohl sie aus anderen Ländern kommen. Es war zwar sehr anstrengend, allerdings hat es sich gelohnt.“
Die ASS freute sich, dass die Reise zum Chorfestival – mehr im Internet unter www.maitrisedeseinemaritime.fr – durch Sponsoren unterstützt wurde. Der Städtepartnerschaftsverein „Nienburg – Freundschaften weltweit“ beteiligte sich mit einem großen Betrag, außerdem gab es private Spenden vom Abitur-Jahrgang 2016, dem Verkauf auf einem Weihnachtsmarkt einer Chor-„Mutter“ und einen Schulzuschuss. Der Aufwand habe sich gelohnt, findet Falldorf-Podehl, die an die Vorbereitung erinnerte: „Unser Chor bestand aus drei unterschiedlichen Gruppen, der AG, dem Seminarfach und den Ehemaligen – darunter waren Chor-Profis, aber auch echte Anfänger. Die Herausforderung war nun, gemeinsam ein längeres Konzertprogramm und einen homogenen Chorklang zu entwickeln.
Als zusätzliche echte Schwierigkeit für die Latein- und Spanischlerner sollten zudem vier großteils französischsprachige Festivalkompositionen erarbeitet werden. Neben den regulären Proben seit Oktober gab es sechsmal mehrstündige Extraproben am Wochenende. Dazu noch ein aufwendiges, aber sehr schönes Generalproben-Konzert zehn Tage vor der Abreise im Giebelsaal.“

Matthias Brosch

 

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